ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Die Ökumene und damit die Sehnsucht, die Kirchenspaltung zu überwinden, ist so alt wie die Reformation selbst. Das hat Kardinal Christoph Schönborn am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem evangelischen Bischof Michael Bünker in Eisenstadt betont. "Wir haben Wege der Versöhnung gefunden. Das Gemeinsame ist stärker als das Trennende," so Schönborn wörtlich.
Katholische und Evangelische Kirche hätten Unterschiede, "aber wir sind nicht mehr Feinde", so der Kardinal. Heute könnten katholische und evangelische Christen dankbar feststellen, dass es "vom Gegeneinander zum Miteinander" gekommen sei.
Die ökumenischen Bemühungen vieler Christen hätten in vielfältiger Weise das Leben der Kirchen bereichert. "Gemeinsam sind uns die Überzeugung und der feste Wille, auf dem Weg zur Einheit voranzukommen und beharrlich an der Überwindung der letzten Hindernisse zu arbeiten", zitierte Kardinal Schönborn aus einer am Dienstag gemeinsam mit den evangelischen Kirchen veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Ökumene sei nicht nur eine Selbstverständlichkeit auf der Ebene der Kirchenleitungen, sondern lebe noch viel mehr von der tagtäglichen Ökumene der Gläubigen und solle noch weiter vorangetrieben werden, so der Kardinal. "Daher können wir durch die Freude am Evangelium und die gemeinsame Ausrichtung auf Jesus Christus miteinander feiern", so Schönborn unter Verweis auf die Erklärung.
Unterschiede können bereichernde Gaben sein
Bischof Bünker räumte in seinen Ausführungen auch die lange Zeit des Gegeneinanders, der gewaltsamen Auseinandersetzung und des verletzenden und missachtenden Umgang miteinander ein. Bünker: "Deutliche Schritte der Versöhnung sind gesetzt worden; Evangelische denken dabei voll Dank an die Vergebungsbitte, die Erzbischof Andreas Rohracher im Jahr 1966 hinsichtlich der Verteeibung der Protestanten 1731 aus Salzburg ausgesprochen hat."
Die Heilige Schrift sei die gemeinsame Grundlage der Kirchen. Bünker: "Heute sehen wir, dass uns mehr verbindet, als uns trennt." Es gebe Unterschiede, diese müssten aber nicht kirchentrennend sein bzw. bleiben, sagte Bünker. "Die bestehenden Unterschiede können auch als Gaben verstanden werden, die wir einander schenken, und müssen nicht länger zu gegenseitigen Verurteilungen führen."
Der gemeinsame Einsatz der Kirchen müsse in erster Linie den Verletzlichen und Schwachen gelten, "die unsere Hilfe brauchen und für die wir unsere Stimmen erheben". So würden die Kirchen einen unersetzlichen Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben in einer Gesellschaft leisten, die von religiöser, kultureller und politischer Vielfalt geprägt ist, sich zugleich mit dieser Vielfalt aber schwer tue. Hier müssten die Kirchen einen Beitrag zur Versöhnung leisten.
Bünker zeigte sich zudem zuversichtlich, dass es über den gemeinsamen gesellschaftlichen und sozialen Einsatz von evangelischer und katholischer Kirchen demnächst auch Fortschritte im theologischen Gespräch geben werde. So arbeite derzei der Päpstliche Einheitsrat mit der "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE) an den Fragen des Amts- und Kirchenverständnisses sowie der Eucharistie.
Vorbildliche Ökumene in Österreich
Die Ökumene in Österreich zeichne sich in vielfältiger Weise aus, hielten Schönborn und Bünker fest. Der evangeliche Bischof würdigte u.a., dass die katholische Kirche in Österreich seit 1994 Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen ist, was in anderen Ländern nicht der Fall sei. Auch die starke Einbeziehung der Orthodoxie in die Ökumene - beispielsweise bei der Erarbeitung des Ökumenischen Sozialworts 2003 - sei eine österreichische Spezialität und nicht selbstverständlich.
Schönborn hob die die Vorbildfunktion Österreichs auf Ebene der Gesetzgebeung hervor. Die rechtliche Gleichstellung aller anerkannten Kirchen (und Religionsgemeinschaften) sei in vielen anderen Ländern so nicht gegeben. Dies schaffe gerade in Österreich ein Klima des gegenseitigen Vertrauens.
Die gemeinsame Pressekonferenz von Kardinal Schönborn und Bischof Bünker eröffnete die ökumenische Begegnung im Rahmen der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Eisenstadt. Am Dienstagabend feierten die Bischöfe mit den Repräsentanten der Evangelischen Kirche A.B. und H.B sowie der Evangelisch-methodistischen Kirche einen ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Rust.
Hindernisse in Ökumene überwinden
Eine ausgesprochen positive Bilanz zogen Schönborn und Bünker schließlich am Mittwoch zum Ende der gemeinsamen Tagung der katholischen Bischofskonferenz mit den Spitzenvertretern der drei evangelischen Kirchen in Österreich. Beide unterstrichen, wie sehr die gegenseitige Vertrautheit schon gewachsen sei. So habe man auch heikle und schwierige Fragen auf hohem Niveau besprechen können.
Freilich gebe es nach wie vor auch "Hindernisse" zu überwinden, räumten beide ein. Bischof Bünker sprach in diesem Zusammenhang von der "schmerzlichen Tatsache", dass es für gemischtkonfessionelle Ehepaare noch immer keine offizielle Möglichkeit gibt, gemeinsam Eucharistie zu feiern und zur Kommunion zu gehen. Er hoffe hier aber auf Fortschritte und sehe auch gewisse Anzeichen dafür bei Papst Franziskus.
Kommunionempfang und Religionsunterricht
Kardinal Schönborn räumte ebenfalls ein, dass dies eine schmerzliche Situation sei. Er hoffe zugleich auf neue Wege, die sich eröffnen. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an einen Brief an einen evangelischen Freund, in dem er eine einfache Handregel für den Kommunionempfang in der katholischen Eucharistie formuliert hatte. Wer beispielsweise das "Amen" zum dritten Eucharistischen Hochgebet ehrlichen Herzens sprechen kann, der könne auch die Kommunion ehrlichen Herzens empfangen. Damit sei zumindest einmal eine subjektive Bedingung für den Kommunionempfang benannt, abseits aller kirchlichen Fragestellungen, so Schönborn. Viel weiter als in dieser Frage sei man freilich beispielsweise schon beim gemeinsamen Einsatz für Menschen in Not, sagte der Kardinal.
Als ein gemeinsames Anliegen beider Kirchen formulierte Bünker den Einsatz für den konfessionellen Religionsunterricht: "Wie können wir sicherstellen, dass der konfessionelle Religionsunterricht auch in Zukunft ein von den Kirchen verantworteter Unterricht ist und gleichzeitig durch die zunehmende Pluralität die Organisation in den Schulen nicht überfordert wird?" - Das sei die entscheidende Frage. Beide Kirchen seien überzeugt, "dass wir durch den konfessionellen Religionsunterricht einen wichtigen Beitrag leisten zur Bildung der Menschen in Österreich."
Konfessionelle Identität als Reichtum
Schönborn und Bünker stimmten darin überein, dass die Kircheneinheit sicher nicht dadurch erreicht werden könne, indem man die jeweils eigene kirchliche Identität verwischt oder aufgibt. Diese konfessionellen Identitäten seien ein Reichtum, "den wir nicht einfach auf dem Altar der uns vorgestellten Einheit opfern dürfen", betonte Schönborn.
Bünker meinte dazu wörtlich: "Wenn Katholiken evangelischer werden und die Evangelischen katholischer, bringt uns das auf dem Weg der Ökumene weiter? Ich glaube nicht. Die Katholiken sollten noch mehr gut katholisch werden und die Evangelischen evangelischer. Dann tun wir einander den größten Dienst."
Intensive Begegnungen
Am Dienstagabend waren bei der katholisch-evangelischen Begegnung u.a. ein ökumenischer Gottesdienst und ein Empfang in Rust auf dem Programm gestanden, am Mittwochvormittag vertieften die katholischen Bischöfe und evangelischen Kirchenvertreter einige zentrale gesellschaftspolitische und theologische Themen in Eisenstadt.
Im Rahmen dieses Studientages setzten die frühere evangelische Superintendentin Luise Müller und der Innsbrucker Theologe Prof Jozef Niewiadomski Impulse zur Frage "Wie wird meine Konfession von der jeweils anderen gesehen"?
Danach standen drei Bereiche gelungener Ökumene auf dem Programm: Über das gemeinsame soziale Engagement sprachen Caritas-Präsident Michael Landau und Diakonie-Direktor Michael Chalupka; zum Thema Bildung informierten der evangelische Oberkirchenrat Karl Schiefermair und die Wiener Schulamtsleiterin Andrea Pinz über die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien-Krems; schließlich wurde das Themenfeld "geistliche Ökumene" von der methodistischen Pastorin Esther Handschin und dem Präsidenten der Österreichischen Kirchenmusikkommission Franz Karl Praßl anhand des Kirchenlieds erörtert. Zu all diesen Themen fanden auch vertiefende Workshops statt.
Anlass der erstmaligen Begegnung der katholischen Bischofskonferenz mit den evangelischen Spitzenvertretern war das Reformationsjubiläum 2017, das dieser Tage begonnen hat. Bis zum 31. Oktober 2017 wird es in Österreich zahlreiche Veranstaltungen zum Thema "500 Jahre Reformation" geben, viele davon auch mit ökumenischen Akzenten. Die katholisch-evangelische Begegnung im Burgenland wurde von den Kirchenvertretern wie auch Beobachtern als "historisch" eingestuft.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.