ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Die außerordentliche Vorfeldrolle von „Pro Oriente“ für die ökumenischen Bemühungen des Papstes unterstrich Kardinal Christoph Schönborn am Freitagabend bei einem Festakt aus Anlass des Abschieds des scheidenden „Pro Oriente“-Präsidenten Johann Marte. Kardinal Schönborn würdigte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung die besonderen Verdienste Martes, dessen „Gespür für Gerechtigkeit“, aber auch für die Bedeutung von „im Glauben verwurzelter Freundschaft“ für die Ökumene, seinen Einsatz für die verfolgten Christen wie auch die Aufmerksamkeit für die spannungsreiche Begegnung mit dem Islam. Johann Marte habe neue Akzente im Themenbereich von „Pro Oriente“ gesetzt, wo heute die klassischen theologischen Kontroversthemen nicht mehr den zentralen Platz einnehmen. Aus seiner römischen Erfahrung verwies der Erzbischof von Wien darauf, dass die Kardinäle Walter Kasper und Kurt Koch immer wieder froh gewesen seien, dass „Pro Oriente“ Themen aufgreife, die von Rom aus nicht behandelt werden könnten. Die Verbindung von „Pro Oriente“ mit Rom sei immer sehr eng gewesen, „Pro Oriente“ habe wichtige Beiträge zu den großen Anliegen des Bischofs von Rom geleistet, sagte Kardinal Schönborn, als er am Höhepunkt seiner Ausführungen Johann Marte die Insignien des Komturkreuzes des päpstlichen Gregoriusordens überreichte.
In herzlichen Worten dankte der Kardinal aber auch der scheidenden „Pro Oriente“-Generalsekretärin Regina Augustin für die Jahre ihrer „hervorragenden Arbeit im Dienst der Ökumene“ (Regina Augustin ist jetzt Generalsekretärin der Katholischen Frauenbewegung Österreichs). In ihrer witzigen und viel applaudierten Würdigung der – 17 Jahre dauernden – Ära Martes als „Pro Oriente“-Präsident sagte sie, er habe „das Beste daraus gemacht“. Die Arbeit von „Pro Oriente“ sei in diesen Jahren thematisch in die Breite gewachsen, er habe den Mut gehabt, neue Themen aufzugreifen und zu verantworten. Eine wesentliche Qualität seiner Arbeit sei es gewesen, Ideen aufzugreifen, Mut zum Dranbleiben zu machen und hinter den Ideen der vielen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stehen. Wesentliche Themen, die den orthodox-katholischen Dialog belasten, seien unter Marte Präsidentschaft bearbeitet worden, die Unionen von Siebenbürgen und Brest, die theologische Anthropologie, die patristischen Quellen. Aber auch die Wiederannäherung an die orientalisch-orthodoxen Quellen sei ihm wichtig, „vor allem seit dem Erstarken eines fundamentalistischen Islam“. Marte habe die Arbeit der Kommissionen und Konferenzen von „Pro Oriente“ stets aufmerksam verfolgt und sei – mit wenigen Ausnahmen – auch bei den Meetings immer anwesend gewesen: „Er hört aufmerksam zu, nimmt sich auch zum Plaudern Zeit und stellt Fragen, die sich Expertinnen und Experten nicht zu stellen trauen“. In der gemeinsamen Arbeit habe es viel Vertrauen, aber auch die Entwicklung einer Streitkultur gegeben, die vom echten Interesse am Standpunkt des anderen geprägt ist.
Was Marte besonders ausmache und sein Engagement kennzeichne, sei die Bereitschaft, den Dialog zu leben, sagte Regina Augustin. Er vermittle zwischen Menschen, zwischen Gemeinden und Kirchen, häufig sei auch sein juristischer Rat gefordert. Und er bleibe in seiner Vermittlerrolle immer ruhig und verliere nur selten die Geduld, daher sei er für den ökumenischen Dialog prädestiniert. Freilich sei er in den letzten Jahren ungeduldiger geworden – „alles ist gesagt, warum geht es nicht weiter“. Diese Frage beschäftige ihn zunehmend vor allem auch deshalb, weil er die Herausforderungen der Kirchen und Gesellschaften weltweit im Blick habe und um die Notwendigkeit von Friedens- und Versöhnungsprozessen wisse, „die der kirchlichen Einheit bedürfen“. Die Ost-West-Spaltung habe er am eigenen Leib erlebt, als er in Polen und Russland als österreichischer Diplomat aktiv war.
Marte sei ein „aufrechter Christ“, brachte Regina Augustin die Erfahrungen der fünfjährigen Zusammenarbeit auf den Punkt. Seine tiefe Glaubensüberzeugung finde ihren Ausdruck in einem „ernsthaften und ständigen Bemühen um Gerechtigkeit“. Er setze sich immer für die Schwächeren und für diejenigen ein, die am Rande stehen und die geforderte Gerechtigkeit noch nicht spüren. Auch um Gerechtigkeit für Frauen habe sich Marte immer besonders bemüht, schon zu einem Zeitpunkt, als das „noch nicht zum guten Ton gehörte“.
In ihrem Fazit sagte die bisherige „Pro Oriente“-Generalsekretärin, Hans Marte sei ihr ein Freund geworden, wofür sie unendlich dankbar sei. Alle, die ihn Freund nennen können, dächten ähnlich. Seine vielfältigen Interessen im Bereich von Literatur, Musik, Kunst, Kirche, Politik usw. würden für viele verschiedene Menschen Anknüpfungspunkte bieten. In einer Festschrift sei Marte einmal als „Grenzgänger“ bezeichnet worden, tatsächlich sei er ein Überwinder von Grenzen.
Eingangs hatte Martes Nachfolger als „Pro Oriente“-Präsident, Alfons M. Kloss, bei der Eröffnung des Festakts im Refektorium des Salvatorianer-Klosters St. Michael an die ökumenischen Verdienste seines Vorgängers erinnert, die Leitlinie von dessen unermüdlichem Einsatz sei das Wort Jesu „Alle sollen eins sein“. Er sei dankbar, von Marte lernen zu können, wofür „Pro Oriente“ steht, betonte Kloss. Im Sinn von Papst Franziskus gehe es in der Ökumene darum, gemeinsam voranzugehen und Zeugnis für die Botschaft Jesu abzulegen. In besonderer Weise begrüßte Kloss Gen.dir. i.R. Adolf Bayer, der 1964 zum „Pro Oriente“-Gründungsteam um Kardinal Franz König gehörte und jahrzehntelang als Vorstandsmitglied tätig war.
In seinen Dankesworten weitete Marte die päpstliche Auszeichnung auf die Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus. Es sei wie auf dem Schachbrett, auch dort könne der „König“ allein nichts tun. In besonderer Weise dankte er für die treue und höchst verdienstvolle ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder der Gremien und Ausschüsse von „Pro Oriente“. Sie hätten mit ihm die „Mühen der Ebene“ geteilt, die mit der oft über die Grenzen der Belastbarkeit hinausgehenden ökumenischen Arbeit verbunden sei. Kardinal Kasper habe diese Arbeit das „Bohren dicker Bretter“ genannt , Marte präsentierte an dieser Stelle den Teilnehmenden des Festakts ein kürzlich von ihm entdecktes volkstümliches Relief, auf dem der Knabe Jesus beim „Bohren dicker Bretter“ dargestellt ist.
Im Rückblick könne er heute sagen, dass es nicht die Lehre ist, die die Menschen zusammenbringt, sondern die Art des Lebens „in der Nachfolge Christi“. Als Beispiel nannte Marte die tränenreichen Umarmungen der Vertreter der neun Kirchen der syrischen Tradition, die 1995 in Wien von „Pro Oriente“ nach jahrhundertelanger gegenseitiger Isolation im Meer des Islam zusammengeführt wurden. Bei so manchen ökumenischen Begegnungen habe er den Eindruck gehabt, als würden nicht Vertreter verschiedener Konfessionen einander gegenübersitzen, sondern Brüder und Schwestern der einen Kirche Jesu Christi, „die sich mit familiären Problemen und Auffassungsunterschieden herumschlagen“. In dieser Ansicht habe ihn - der beim Festakt anwesende - Prof. Gregorios Larentzakis bestärkt, als orthodoxer Theologe mittlerweile emeritierter Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz, „ein Freund aus der Gründungszeit von ‚Pro Oriente‘“. Wörtlich sagte Marte: „‘Pro Oriente‘ ist zu einer Marke geworden, viel Sympathie begegnet uns, wo immer wir hinkommen, auch in Rom, wo man große Erwartungen in uns setzt. Nicht selten scheint es mir, als würden wir als eine Art Unterpfand für die angestrebte ‚vollkommenere Gemeinschaft‘ angesehen, verbunden mit dem Wunsch nach häufigeren Begegnungen“.
Obwohl in den letzten 17 Jahren in den Beziehungen zu den orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen viel Positives bewirkt wurde, sei er manchmal „traurig und verzagt“ gewesen, bekannte der scheidende „Pro Oriente“-Präsident. Der „ökumenische Enthusiasmus“ aus der Zeit von Patriarch Athenagoras und Papst Paul VI. sei Geschichte, viele offizielle und inoffizielle Dialogergebnisse seien vergessen, es scheine immer noch schwer, sich gegenseitig als Geschenk anzuerkennen und anzunehmen, die Sünde der Uneinigkeit hindere die Christen nach wie vor daran, die weltverändernde Kraft der Botschaft Christi „glaubhafter und nachhaltiger“ zu verkünden.
In herzlichen Worten dankte Marte dem Wiener Kardinal, der ihm „mit sanftem Druck“ den Weg zu „Pro Oriente“ gewiesen habe und seinem Nachfolger Alfons M. Kloss. Mit „Pro Oriente“ übergebe er seinem Nachfolger auch „den Traum und den Auftrag, den Papst Johannes XXIII. in besonderer Weise der Erzdiözese Wien anvertraut habe, „für das Einssein der Christenheit zu arbeiten“.
Einheit bedeutet nicht Gleichmacherei
Vor dem Festakt hatte der Abt von Geras, Michael Prohazka, bei der von Kardinal Schönborn geleiteten Vesper in der Michaelerkirche an Hand der im Johannes-Evangelium überlieferten Abschiedsreden Jesu („alle sollen eins sein, damit die Welt glaubt“) einen spirituellen Zugang zum Ökumenismus erschlossen. Man müsse sich die Frage stellen, ob nicht bisweilen zu viel über Einheit und theologische Probleme debattiert wird, statt in die Bewegung des Gebets Jesu einzutauchen, sagte der Abt. Die Einheit drohe zu zerbrechen, wenn sie mit Gleichmacherei verwechselt wird, das habe sich in der Geschichte der Kirche als große Gefahr erwiesen. Zugleich müsse man sehen, dass das Glas nicht halb leer, sondern halb voll ist, wenn man bedenke, was heute schon an Einheit möglich ist, während vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der katholischen Kirche jede Gebetsgemeinschaft mit anderen Christen untersagt war. „Pro Oriente“ sei unter der Führung von Johann Marte einen guten Weg gegangen und befinde sich heute auf einem „richtigen Weg in die Zukunft“.
An der Vesper nahmen mit vielen Ökumene-Interessierten und mit Geistlichen aus den orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchengemeinden Wiens u.a. auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, Msgr. Gabriel Quicke als Abgesandter des Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) und der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner teil.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
Severin Schreiber Gasse 3, A-1180 Wien
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.