ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Die Haltung von Politik und Öffentlichkeit zu den Flüchtlingen wurden bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) am Donnerstag, 12. Oktober, in Wien kritisch unter die Lupe genommen. Der Vorsitzende des ÖRKÖ, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, verwies darauf, dass es Aufgabe der Kirchen sei, auch in gesellschaftspolitischen Fragen Flagge zu zeigen, wie es etwa jüngst mit den „Fragen zur politischen Verantwortung“ geschehen sei. Matthias Drexel (Caritas) und Christoph Riedl (Diakonie) berichteten über die Erfahrungen ihrer Organisationen, die tagtäglich konkrete Arbeit für die Flüchtlinge leisten.
Christoph Riedl erinnerte daran, dass die NGOs im Mai 2015 – also bereits vor der vielzitierten „Flüchtlingswelle“ – einen konkreten Sechs-Punkte-Plan vorgelegt hatten; leider sei keiner dieser Punkte verwirklicht worden, es habe auch keinen Dialog zwischen der Politik und den NGOs gegeben. Grundsätzlich fehle ein umfassendes Konzept für den Umgang mit Flüchtlingen. Nach der Ungarn-Krise 1956 habe man aus der einstigen Kadettenschule Traiskirchen „provisorisch“ ein Flüchtlingslager gemacht und bei diesem Provisorium sei es geblieben.
Als Schwachstellen wurden von Drexel und Riedl insbesondere das seit 2004 bestehende De facto-Arbeitsverbot für Flüchtlinge, der Verzicht auf eine Reform des Grundversorgungssystems und die latente „Abwehrhaltung“ gegen Flüchtlinge genannt, aber etwa auch die Tatsache, dass der „Betreuungs-Tagsatz“ unterschiedslos 21 Euro pro Tag und Person beträgt, egal, ob es sich um die Zurverfügungstellung eines Bettes in einem Gasthauszimmer oder um eine professionelle Betreuung handelt. Im Herbst 2015 hätten sich auch viele Experten des Eindrucks nicht erwehren können, dass es sich bei den Unterbringungsproblemen um eine „inszenierte Krise“ handelte, weil etwa tausende vorhandene Plätze in den Kasernen nicht herangezogen wurden, wie Christoph Riedl anmerkte.
Es sei aber interessant, dass trotz der öffentlichen Infragestellung des Einsatzes der Zivilgesellschaft das Engagement der Pfarrgemeinden aller Konfessionen in der Flüchtlingsarbeit nach wie vor ungebrochen sei. Matthias Drexel verwies etwa darauf, dass von den rund 600 Pfarrgemeinden der Erzdiözese Wien 150 im Flüchtlingsbereich aktiv sind. In den Pfarren bestünden soziale Netzwerke, die den Flüchtlingen in vielfacher Weise beistehen. Die Hilfe für Flüchtlinge schweiße die Menschen aber auch zusammen, es komme zu einer Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Überhaupt sei generell festzustellen, dass mehr Menschen denn je zuvor „auf hohem Niveau“ als Freiwillige tätig sind.
Bei der ÖRKÖ-Vollversammlung wurde festgehalten, dass sich für die Kirchen auch die Verpflichtung ergebe, die vielfachen positiven Erfahrungen, die es tagtäglich in den Pfarrgemeinden aller Konfessionen gebe, öffentlich zu machen und sie in den politischen Diskurs einzubringen. Das könne ein wichtiger Kontrapunkt zum proklamierten „Ende der Willkommenskultur“ sein.
In der Diskussion wurde die Frage gestellt, warum nicht auch Österreich das von der waldensischen Kirche in Italien und der Gemeinschaft Sant’Egidio entwickelte Konzept der „humanitären Korridore“ anwendet, das es besonders bedrängten und benachteiligten Flüchtlingen ermöglicht, auf legalem Weg in ein Aufnahmeland zu kommen. Auch wurde auf einen Nebeneffekt der „Abwehrhaltung“ gegen Flüchtlinge aufmerksam gemacht, der die Kirchen empfindlich trifft: Immer wieder komme es vor, dass bei internationalen kirchlichen Konferenzen in Österreich oder in Deutschland eingeladene Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus afrikanischen Ländern unter verschiedenen Vorwänden keine Visa erhalten.
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker berichtete bei der ÖRKÖ-Vollversammlung über die österreichischen Initiativen in Sachen „500 Jahre Reformation“. Ein großer Erfolg sei das Reformationsfest auf dem Wiener Rathausplatz am 30. September gewesen, bei dem rund 18.000 Besucherinnen und Besucher gezählt wurden. Reformationsfeiern seien sehr oft ökumenisch gestaltet worden. Insgesamt könne man feststellen, dass von den Feiern zum Reformations-Gedenken „Impulse für ein vertiefendes ökumenisches Miteinander“ ausgegangen seien, so Bischof Bünker.
Für 2018 plant der ÖRKÖ einen starken ökumenischen Akzent, der auf einer Anregung der Vollversammlung des Weltkirchenrats in Pusan beruht: Am Nachmittag der Herbst-Vollversammlung des ÖRKÖ am 11. Oktober 2018 wird es einen Studientag über die „Ökumene der Märtyrer“ geben. Dabei soll der Stellenwert des so aktuell gewordenen Märtyrer-Gedenkens in den verschiedenen kirchlichen Traditionen beleuchtet werden.
In seinem Vorstandsbericht verwies Landessuperintendent Hennefeld darauf, dass es in der Israelitischen Kultusgemeinde und im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit Irritationen über das EAPPI-Programm des Weltkirchenrats (Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel) gegeben habe. Der ÖRKÖ unterstützt seit 2010 dieses Programm , in dessen Rahmen Freiwillige ins Heilige Land entsendet werden, die sich für ein Ende der Gewalt und ein friedliches und gerechtes Zusammenleben von Palästinensern und Israelis einsetzen. Der ÖRKÖ-Vorstand stehe voll und ganz hinter diesem Programm und versichere gleichzeitig der Israelitischen Kultusgemeinde seine Solidarität im Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.
Einstimmig wurde von der Vollversammlung dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit Beobachterstatus im ÖRKÖ zuerkannt. Ein entsprechender Antrag des Koordinierungsausschusses war im Vorjahrs eingebracht worden. Bereits seit vielen Jahren hatte es eine informelle Zusammenarbeit zwischen dem ÖRKÖ und dem Koordinierungsausschuss gegeben.
„Ökumene im Krankenhaus“
Ausführlich wurde bei der Vollversammlung über die Seelsorge „an besonderen Orten“ (Spitäler, Bahnhöfe, Flughäfen, Einkaufszentren usw.) beraten. In diesem Zusammenhang wurde ein Empfehlungsschreiben an die Kirchenleitungen zum Thema „Ökumene im Krankenhaus“ vorgelegt. Darin wird u.a. darauf verwiesen, dass die Krankenhäuser auf die Mitwirkung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern zunehmend Wert legen. Von den Krankenhausträgern werde ein „professioneller, ökumenischer und interreligiöser Ansatz“ erwartet. Der ÖRKÖ ruft die Kirchenleitungen auf, die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Ökumene zu motivieren, „insbesondere durch das Feiern von Gottesdiensten in ökumenischer Verbundenheit, Gebete für die Kranken, durch die gemeinsame Nutzung von Krankenhauskapellen und Gebetsräumen und durch Pilotprojekte zur Förderung der Zusammenarbeit von Seelsorgerinnen und Seelsorgern unterschiedlicher Konfessionen“. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger müssten für ihren Dienst im Krankenhaus „ausgebildet, beauftragt und entsendet sowie aufmerksam begleitet“ werden. Alle christlichen Kirchen sollten sich dem aus der Praxis heraus erarbeiteten Berufsbild und den Standards der Krankenseelsorge anschließen, wie sie von der katholischen Bischofskonferenz und der Generalsynode der evangelischen Kirche beschlossen worden sind. Ebenso sollten sie sich der Ausbildung in klinischer Seelsorge anschließen, die derzeit gemeinsam von katholischer und evangelischer Kirche getragen wird.
Wie bei der Vollversammlung mitgeteilt wurde, wird Österreich im kommenden Jahr Schauplatz verschiedener ökumenischer Treffen sein. U.a. wird von 20. bis 23. September in Baden der Internationale Altkatholiken-Kongress zum Thema „Christen im Dialog für eine offene Gesellschaft“ stattfinden, von 24. bis 26. September treffen in Wien die Generalsekretäre der nationalen Kirchenräte Europas zusammen. (ende)
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.