ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Gottesdienst zum Tag des Judentums
Veranstaltet vom ÖRKÖ
Livestream am 17. Jänner 2021 aus der Anglikanischen Kirche in Wien
Predigt zu „Neuer Bund“ bei Jer. 31, 31-34
v. Landessuperintendent Thomas Hennefeld
Wir haben uns die Gaben Israels angeeignet
Wir haben es im Schuldbekenntnis gesprochen, gehört und bekannt: „Du hast deinem Volk die Thora gegeben, deinen Bund, den Gottesdienst und die Verheißungen. Diese Gaben haben wir uns angeeignet, aber die Gemeinschaft mit ihm zu lange abgelehnt.“ Es gibt viele Geschichten in der Bibel, in denen ein Gegensatz zwischen Juden und Christen konstruiert wird und das Jüdische dabei abgewertet wird. Texte, aus denen man nur als dressierter Theologe auf so etwas kommen kann.
Bei unserem Text verhält es sich anders. Da scheint alles klar zu sein. Alter Bund, neuer Bund. Christen können triumphieren. Da ist der Beweis. Einer aus dem Volk Israel sagt es. Es wird kommen… Er weist auf Christus und den neuen Bund. Und da schwingt schon der verstockte und blinde Jude mit, der es noch immer nicht begreift, nicht sehen will, dass Jesus der Messias ist, dass er den neuen Bund begründet.
Das wurde gelehrt, Juden wurden belehrt von den ersten Kirchenvätern über die Reformatoren bis zu Pfarrern in der Gegenwart. Das Alte ist hinfällig geworden. Es ist alles neu. Weg mit dem Gesetz, hoch lebe das Evangelium von Jesus Christus.
Heute ist das meistens nicht mehr so drastisch. Ja, es hat sich vieles verändert. Es wird nicht so plakativ gesagt, aber irgendwie verschämt kommt der Hinweis auf Jesus mit seinem neuen Bund schon. Christen müssen sich überwinden, nicht gleich diese Verbindung herzustellen. Ich habe mir einige Predigten angesehen zu Jeremia 31. Viele können es nicht lassen, zumindest indirekt eine Art Erfüllung des Wortes mit dem Kommen Jesu im neuen Bund bei Jeremia zu sehen.
Und es ist ja nicht verwunderlich. Denn Texte des NT enthalten ja diesen Gegensatz, dieses Schema von alt und neu, auch wenn vom Bund die Rede ist. Der neue Bund beim letzten Abendmahl Jesu, und dann taucht er im Hebräerbrief als der vollkommenere Bund auf.
Ich möchte mich mit Ihnen einem Verständnis nähern, das nicht aus dem Gegensatz und dem Kontrast zwischen AT und NT, Altem und Neuem sich speist. Ich tue das anhand von drei Dingen: der Brille, dem Buch und dem Herz.
Christen sollen Brille ablegen
Ich schlage vor, dass Christen einmal die Brille ablegen und nochmals lesen. Nehmen wir an, Sie haben keine Ahnung von Christus, vom Evangelium. Sie finden nur diesen Text. Was denken Sie?
Da ist die Rede von einem neuen Bund. Der alte hat nicht gehalten. Da ist manches schief gegangen. Jetzt will Gott, was ihm für die Menschen wichtig ist, ihnen nochmals eintrichtern, ins Herz will er es schreiben. Also die Menschen sollen es ganz verinnerlichen. Und dann werden die Menschen erkennen, anstatt einander zu belehren. So können wir dem Gehalt des Textes schon näherkommen. Die Brille behindert uns nicht mehr. Aber wirklich verstehen können wir noch nicht.
Das Buch als Symbol für Bildung und Wissenschaft
Wir brauchen ein Buch. Wir brauchen Bücher. Wir brauchen die Wissenschaft und Bildung. Den Reformatoren war das besonders wichtig. Dann verstehen wir mehr, können das Gelesene einordnen. In diesem Fall den Propheten Jeremia, der da aufgetaucht ist in der Zeit des Exils. Die Katastrohe liegt hinter ihm und dem Volk. Die Heimat liegt in Trümmern. Der Prophet sieht darin eine Strafe Gottes für Ungehorsam. Das Volk hat den Bund gebrochen. Aber Gott lässt sein Volk nicht fallen. Er will einen neuen Bund schließen. Und wenn wir die Bücher lesen, erfahren wir, dass es immer wieder einen Bund zwischen Gott und Mensch, zwischen Gott und seinem erwählten Volk Israel gegeben hat. Es können nicht alle Bibelwissenschafter sein, aber die es gelernt haben, sollen versuchen, das weiterzugeben und im besten Sinn aufzuklären. - Bildung kann nicht alles. Es braucht noch etwas anderes: das Herz.
Ein weises Herz
Das Herz ist denkend und hörend, groß und weit, voll Liebe und Weisheit, sucht nach Gemeinschaft und nach Versöhnung.
Wenn wir all das berücksichtigen, dürfen wir auch unsere christliche Brille wieder aufsetzen.
Aber wir werden diesen Text und hoffentlich auch viele andere Texte dann anders und neu lesen.
Brücke zwischen Jeremia und Jesus
Dann dürfen wir sehr wohl einen Zusammenhang zwischen Jeremia und Jesus herstellen. Ich glaube als Christ, dass Jesus Gottes Sohn ist, dass er der Messias ist, dass er gekommen ist, die Welt zu retten. Gott hat mich dazu bestimmt, in diesem Glauben zu leben und zu wachsen. Jesus lebte in der jüdischen Tradition als Jude. Er verkörpert das, wovon Jeremia schreibt. Jesus selbst spricht beim letzten Abendmahl vom neuen Bund. Aber der entscheidende Unterschied zum anfänglichen Lesen mit christlicher Brille ist, dass ich es nicht im Gegensatz, nicht im Kontrast zum Volk Israel oder zum Judentum tue. So wie Martin Buber einmal sinngemäß gesagt hat. Es sei für ihn eine Sache von großem Ernst, dass Christen in Jesus den Messias zu erkennen meinen. So gilt es umgekehrt auch. Der jüdische Weg ist ein Weg zu Gott. Und wir Christen sollen zur Kenntnis nehmen, dass Juden für ihre Religion Jesus nicht brauchen, auch wenn das manchen schmerzt. Gott hat dem Menschen etwas ins Herz gelegt, dass ihn dazu bringt, je eigene Wege zu Gott zu finden. Es gibt einen jüdischen und einen christlichen Weg. Und noch viele weitere Wege. Und auch diese Wege verzweigen sich immer wieder.
Ich kann Christus als Sohn Gottes annehmen und trotzdem dem Judentum einen eigenen Weg zusprechen. Das ist kein Widerspruch.
Und so kann ich schließlich bei Jeremia nicht nur Trennendes sondern auch Verbindendes zwischen Juden und Christen finden.
Was Juden und Christen miteinander verbindet
Gott will mit seinem Volk einen neuen Bund schließen, wie er zuvor schon Bünde geschlossen hat, aber diesmal anders. In meiner reformierten Tradition spielt der Bund eine gewichtige Rolle, ja es gibt eine ganze Bundestheologie. Ein Bund ist ein Vertragsverhältnis. Gott ist zwar der Mächtige, er will aber für den Menschen, für sein Volk, für die ganze Menschheit Partner sein. Es handelt sich um ein partnerschaftliches Verhältnis.
Auch wenn es einen neuen Bund gibt, bleibt das Alte bestehen. Es bleibt die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und die Gebote. In der reformierten Tradition heißt das 1. Gebot, wie es im Dekalog im Buch Exodus steht: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus einem Sklavenhaus. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Gott will das Gesetz in ihr Herz schreiben. Keine Rede davon, dass er es aufhebt. Vielmehr erinnert die Formulierung an das Schma Israel: Du sollst Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele lieben.
Und wenn das geschieht, gibt es keine Belehrung mehr von oben herab, von den Besserwissern, von religiösen Fanatikern, die nur ihre Wahrheit gelten lassen. Das ist auch ein neuer Zugang zum christlich-jüdischen Dialog. Nicht belehren und missionieren, sondern voneinander lernen und miteinander auf dem Weg sein in Gemeinschaft.
Brille, Buch und Herz im Dialog
Wir können unsere Begriffe auch im Dialog gut gebrauchen: die Brille, um genau hinzusehen, um scharf zu sehen, was der andere braucht, was um uns geschieht und daraus unsere Schlüsse ziehen, das Buch, um immer weiter zu lernen, sich mit den Büchern der anderen auch zu beschäftigen und dabei Neues entdecken und das Herz, das einander zugetan ist, das für den anderen, für seine Religion nicht nur Respekt sondern auch Liebe empfindet.
Und auf dem gemeinsamen Weg können wir auch Gemeinsamkeiten entdecken: Wir kommen immer wieder in Versuchung, eigene Wege zu gehen anstatt auf die Stimme Gottes zu hören und seinen Willen zu tun. Wir dürfen dankbar sein, dass Gott mit uns immer wieder einen neuen Anfang wagt, und dass er uns seine Gebote ins Herz schreibt. Und wir sind auf Vergebung angewiesen als fehlbare Menschen. Wir blicken in die Zukunft. Wir freuen uns über diese Verheißung, über den neuen Bund, der immer auch in Verbindung mit Frieden und Gerechtigkeit steht, mit dem Shalom Gottes.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.