Ökumene im O-Ton
"Nur wenn wir uns besinnen, werden wir auch eine Zukunft haben"
Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit (19.09.2024)
In den Räumen der Wirtschaftskammer Österreich in Wien haben sich am 4. Mai 2007 Delegierte für die 3. Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3) in Sibiu/Hermannstadt zusammen mit interessierten ökumenischen Teilnehmern getroffen, um miteinander ein brisantes Thema mit Hilfe von Fachleuten zu besprechen. Die Frage, die im Raum stand war: Dient die Wirtschaft dem Leben oder wird das Leben den Erfordernissen der Wirtschaft untergeordnet?
Der Tag begann mit einer biblischen Grundlegung. Mag. Barbara Rauchwarter, Wien, Evangelische Religionspädagogische Akademie, unterstrich, dass für Christen »Motive und Grundsätze der Bibel maßgeblich bleiben müssen, wenn sie glaubwürdig bleiben wollen«. Das haben andere Redner verstärkt und darüber hinaus die Kirchen aufgefordert, ihren Platz auf dem Markt erneut in Anspruch zu nehmen und christliche Positionen sachgerecht zu vertreten. Dazu gehörte auf jeden Fall, den Menschen und seine Bedürfnisse und Möglichkeiten ernst zu nehmen, aber auch kritisch darauf zu achten, dass Mittel nicht zu Zielen werden. Geld ist ein wichtiges Mittel, darf aber nicht zum Ziel des Lebens werden.
Professor Dr. Leopold Neuhold, Universität Graz, formulierte es so: »Der Markt muss bewusst Wertfragen ausgesetzt werden, die in einer Ergänzung des Imperativs ›Wirtschafte wirtschaftsgerecht!‹ durch die Imperative ›Wirtschafte menschen-, zukunfts-, umwelt- und gesellschaftsgerecht!‹ ihn in ein Netz von Bezügen, die das Ganze des geglückten menschlichen Lebens zum Ziel haben, einbeziehen.« Es ist in den Gesprächen auch klar geworden, wie wichtig glaubhafte Modelle sind. Verhalten sich Kirchen beispielhaft im Umgang mit Angestellten und im Umgang mit Besitz und Geld?
Weiters wurden Fragen der Steuergerechtigkeit besprochen. Mag. Dr. Klaus Gabriel vom Institut für Sozialethik an der Universität Wien informierte über Finanzmarktaktivitäten und die rasche Veränderungen, die sich in diesem Bereich abspielen. Große Zustimmung fanden die Vorschläge, eine Devisentransaktionssteuer einzuführen und sich bewusst auf ethische Geldanlagen einzustellen. In beiden Fällen könnten Kirchen gemeinsam etwas bewirken. Beide Handlungsmodelle könnten helfen, die wuchernde Eigendynamik der Finanzmärkte zu dämpfen und Mittel für ökosoziale und humanitäre Aufgaben zu gewinnen.
Generaldirektor KR Prof. Friedrich Macher stellte seine Firma (Kühne & Nagel GmbH) vor, in der Corporate Social Responsibility verwirklicht wird. Rücksichtnahme auf Menschen und ein Ernstnehmen ihrer Bedürfnisse muss nicht im Gegensatz stehen zum betrieblichen Erfolg. Die Firma Kühne & Nagel hat Erfolg und sie bekennt sich bewusst zu ihrer gesellschaftlichen Mitverantwortung für ökologische und soziale Fragen. Wie sich gesellschaftliche Mitverantwortung sonst noch zeigen und Gestalt gewinnen kann, zeigte Pater Riedelsperger an Hand des Einsatzes für ein Grundeinkommen, das helfen könnte, Armut zu überwinden und sozialen Zusammenhalt zu stärken.
Direktor Dr. Franz Schils zeigte am Beispiel des Bildungshauses St. Georgen am Längsee, das als kirchlicher Betrieb ein Umweltzertifikat erhalten hat, weil es den »gesetzlich geforderten Umweltschutz eingehalten und eine kontinuierliche Verbesserung der betrieblichen Umweltauswirkungen erreicht hat«.
Direktor Mag. Dr. Johannes Hisch erläuterte das Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und Bildung an Hand der Pilgrimschulen. In den Pilgrimschulen öffnen sich Lehrer und Schüler den Herausforderungen der ökologischen Krise und ermutigen zu verantwortungsvollem Leben. Ein Leitsatz: »Bewusst leben – Zukunft geben.«
Im letzten Beitrag stellte Dr. Ing. Albrecht Reuter ein Projekt der Evangelischen Kirche Österreich vor, das zum Ziel hat, alle »Unternehmen« der Kirche zu bewegen, »Maßnahmen zur verstärkten Nutzung erneuerbarer und alternativer Energie« zu setzen, um verbesserte Energienutzung und Energieeinsparung zu erreichen.
Einige Probleme unserer heutigen Welt wurden nüchtern ins Auge gefasst, aber es blieb nicht nur bei der Analyse. Beispiele gelebter Verantwortung aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft zeigten, dass durchaus Hoffnung vorhanden ist und eine wachsende Bereitschaft von Menschen, Verantwortung zu übernehmen.
Dieser Ton der Hoffnung klang auch im Schlusswort auf, das Bischofsvikar Dr. Nicolae Dura im Auftrag und in Vertretung des verhinderten Metropoliten Dr. Michael Staikos sprach. Christen sind berufen, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen. Zeichen dafür ist der vom ökumenischen Patriarchen eingeführte Tag der Schöpfung an jedem 1. September. Bischofsvikar Dura schloss mit der Frage: Könnte sich der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vorstellen, den Schöpfungstag in Übereinstimmung mit allen Kirchen einzuführen?
Der ÖRKÖ hat die Tagung in Kooperation mit der Österreichischen Kommission Justitia et Pax durchgeführt und wurde dabei vom Institut für Sozialethik der Universität Wien, der Katholischen Sozialakademie und der Wirtschaftskammer Österreich unterstützt.
Die Delegierten für die 3. Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt haben viele Anregungen und Ermutigungen bei diesem ökumenischen Studientag erhalten.
Helmut Nausner
Ökumene im O-Ton
"Nur wenn wir uns besinnen, werden wir auch eine Zukunft haben"
Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit (19.09.2024)
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER