Ökumene im O-Ton
"Nur wenn wir uns besinnen, werden wir auch eine Zukunft haben"
Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit (19.09.2024)
An alle Christinnen und Christen
und alle Menschen guten Willens in Österreich!
In einer Demokratie ist das Volk der Souverän. Daraus folgt für jede Bürgerin
und jeden Bürger in einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen und rascher
Entwicklungen in Österreich, in Europa und in der Welt eine besondere
Verantwortung.
Zur Wahrnehmung dieser Entwicklungen und zur Erfüllung der gesellschaftlichen
und staatsbürgerlichen Pflichten und Rechte wollen die christlichen
Kirchen in Österreich, die im Ökumenischen Rat verbunden sind, dazu beitragen,
Ihre politische Urteilskraft zu schärfen und Sie zu ermutigen, diese aktiv
einzusetzen und selbst verantwortlich zu gebrauchen.
Die Empfehlung, die bereits der Prophet Jeremia an seine Landsleute gerichtet
hat: „Bemüht euch um das Wohl der Stadt!“, erinnert uns an die Verantwortung,
die wir als Christinnen und Christen für unser Land und alle, die darin
wohnen, haben, und die wir in die vielfältigen Entscheidungsprozesse in unserer
Gesellschaft einzubringen haben. Die christlichen Kirchen haben mit ihrem
gemeinsamen ökumenischen Sozialwort dazu einen Kompass vorgelegt,
sich in der Suche „um das Wohl der Stadt“ zu orientieren.
Das Evangelium, das wir als Christinnen und Christen gemeinsam bezeugen,
beauftragt uns, auch kritische Anfragen an Politik und Gesellschaft zu richten.
Auf diese Weise kommen die christlichen Kirchen ihrer prophetischen Aufgabe
in der Welt nach.
Wo etwa Schwache an den Rand gedrängt werden, über sie abschätzig geredet
und damit der Gewalt Vorschub geleistet wird, müssen die christlichen
Kirchen wie auch die Einzelnen energisch widerstehen. Gegenüber Fremdenfeindlichkeit,
Antisemitismus und Rassismus ist Toleranz nicht möglich.
Die folgenden Fragen sind eine Orientierungshilfe, das Gewissen zu schärfen, die
eigene Meinung verantwortungsbewusst zu prüfen und zu begründen und darüber
freimütig mit Anderen ins Gespräch zu kommen.
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein!“
(Matthäus 5,37)
- Werden die anstehenden Probleme ehrlich benannt oder verschleiert?
- Sind die Versprechungen und Zukunftsperspektiven glaubwürdig?
- Wird von anderen Personen, Interessensvertretungen, Religionen mit Respekt gesprochen?
- In welchem Ausmaß und auf welche Weise werden Angst, Unsicherheit und Vorurteile
der Menschen gefördert oder vermindert?
„Es soll bei dir gar keine Armen geben“
(Deuteronomium 15,4)
- Welche Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut in Österreich werden vorgesehen?
- Welche konkreten sozialen Maßnahmen verbinden sich mit dem Eintreten für
„Soziale Marktwirtschaft“?
- Welchen Stellenwert hat die Forderung nach Existenzsicherung und sozialer Integration?
- Was wird für das Ziel der sozialen Gerechtigkeit in Finanz- und Budgetpolitik
getan?
- Welche sind die Maßnahmen, mit denen Österreich seine Verantwortung für die
armen Länder der Welt wahrnehmen soll? Gibt es Aussagen über Österreichs Beitrag
zur Entwicklungshilfe?
„Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde
und schuf sie als Mann und Frau“ (Genesis 1, 27)
- Wie wird der Forderung nach „gleichem Lohn für gleiche Arbeit“ nachgekommen?
- Welche Vorschläge werden gemacht, um Beruf, Kinder und Familie gut zu vereinbaren?
- Welche Maßnahmen helfen, „care-Tätigkeiten“ wie Kindererziehung, Pflege,
Hausarbeit fairer zwischen Männern und Frauen zu teilen?
„Einen Fremden sollst du nicht bedrücken – denn ihr
wart selbst Fremde in Ägypten“ (2. Mose 23, 9)
- Werden Menschen, die zugewandert sind, als Teil unserer Gesellschaft respektiert?
- Sind soziale Aufstiegschancen und Zukunft unabhängig von Herkunft gewährleistet?
- Entspricht die Anhaltung in Schubhaft menschenrechtlichen Standards?
- Gibt es faire und menschenwürdige Asylverfahren?
- Welche Vorschläge für eine integrative Politik werden gemacht?
„Gerechtigkeit erhöht ein Volk“
(Sprichwörter 14,34)
- Wie sprechen Politiker, Journalisten sowie die Vertreter und Vertreterinnen der Parteien
von Minderheiten?
- Von welchem Geist sind ihre Äußerungen über die Aufgaben der Polizei, über
Gerichtsverfahren und Strafrecht bestimmt?
- Ist die Freiheit der Meinungsäußerung unangetastet oder bestehen Tendenzen zur
Einschüchterung kritischer Stimmen?
„Dem Herrn gehört die Erde“
(Psalm 24,1)
- Welchen Stellenwert hat der umfassende Schutz des Lebens?
- Wie wird die Gentechnik beurteilt? Kommt darin Respekt vor der Schöpfung zum
Ausdruck?
- Welchen Stellenwert hat die Sonntagsruhe?
- Welche Vorschläge werden zur Nachhaltigkeit natürlicher Ressourcen wie Energie,
Wasser oder Luft gemacht?
„Selig, die Frieden stiften“
(Matthäus 5,9)
- Welches Gewicht hat die militärische Konfliktlösung gegenüber sozialen, politischen
und kulturellen Maßnahmen?
- Was wird in Bildung, Kultur und Sozialpolitik für gegenseitiges Verständnis und
Toleranz getan?
Wir laden Sie herzlich ein mitzuhelfen, dass die Auseinandersetzungen in
den kommenden gesellschaftlichen Beratungen und Entscheidungen unseren
christlichen Grundüberzeugungen nicht widersprechen. Das wäre auch ein
Beitrag dafür, dass Werte wie Menschenwürde, Menschlichkeit, Toleranz und
gegenseitiges Verständnis keine leeren Phrasen sind, sondern fest im gemeinsamen
Leben aller Menschen in Österreich verankert bleiben und Entscheidungen
auf internationaler Ebene bestimmen.
Die Mitgliedskirchen im ÖRKÖ
Altkatholische Kirche Österreichs
Anglikanische Kirche
Armenisch-apostolische Kirche
Bulgarisch-orthodoxe Kirche
Evangelische Kirche A.B. in Österreich
Evangelische Kirche H.B. in Österreich
Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich
Griechisch-orthodoxe Kirche
Koptisch-orthodoxe Kirche
Römisch-katholische Kirche
Rumänisch-orthodoxe Kirche
Russisch-orthodoxe Kirche
Serbisch-orthodoxe Kirche
Syrisch-orthodoxe Kirche
Ökumene im O-Ton
"Nur wenn wir uns besinnen, werden wir auch eine Zukunft haben"
Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit (19.09.2024)
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
Severin Schreiber Gasse 3, A-1180 Wien
Tel: +43 - 59 - 151700 204
FAX: +43 - 59 - 151700-550
E-Mail: oerkoe@kirchen.at
Bankverbindung:
Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien,
IBAN: AT873200000007479157,
BIC: RLNWATWW
"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER