Ökumene im O-Ton
"Nur wenn wir uns besinnen, werden wir auch eine Zukunft haben"
Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit (19.09.2024)
Laut Pressemeldungen fand ein »hochkarätiges« Treffen zwischen der
russisch-orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche Anfang Mai
2006 in Wien statt. Thema des Treffens war »Europa eine Seele geben. Die
Mission und Verantwortlichkeit der Kirchen«. Es war, genauer gesehen, ein
Treffen zwischen dem päpstlichen Rat für Kultur und dem Aussenamt des
Moskauer Patriarchats. Vom Thema her gesehen war es nicht eine
Konferenz, die sich auf die Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen
Kirche und der römisch-katholischen Kirche konzentrierte, sondern über
mögliche gemeinsame Aufgaben im heutigen Europa beriet.
Nachdem in Wien im Dezember 2005 Bischof Hilarion öffentlich den Vorschlag
unterbreitete, eine strategische Allianz zwischen den orthodoxen Kirchen und
der römisch-katholischen Kirche zu bilden, drängt sich beim ÖRKÖ die Frage
auf: War diese Konferenz der erste Schritt in Richtung auf eine solche Allianz?
Was für ein missionarisches Konzept steht dahinter, wenn die Rettung
Europas von diesen beiden Kirchen gerade auf dem Boden der Kultur
begonnen werden soll?
Diese Konferenz weckt darüber hinaus eine Reihe von grundsätzlichen Fragen.
Nachdem es nicht um einen theologischen Dialog zwischen den beiden Kirchen gegangen ist (was ganz in der Verantwortung beider Kirchen läge), sondern um die Erneuerung Europas und »seine Rolle in der modernen Welt«, ist zu fragen: kann diese Aufgabe
nur von zwei Kirchen getragen werden und wäre sie nicht vielmehr Aufgabe
aller christlichen Kirchen? Im Sozialwort des Ökumenischen Rates der
Kirchen in Österreich, das der Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche in
Österreich mitunterzeichnet hat, haben 14 Kirchen mitgearbeitet! Zu fragen ist
ebenso, ob die römisch-katholische Kirche ganz einfach auf »europäische
religiöse Traditionen« zu reduzieren ist?
Für die christlichen Kirchen in Österreich ist es unverständlich, daß in der
heutigen ökumenischen Situation eine Konferenz mit einer europäischen
Zielsetzung in ihrem Schlußdokument keine Notiz nimmt von den langen
Bemühungen der Konferenz Europäischer Kirchen und dem Rat
Europäischer Bischofskonferenzen und von der CHARTA OECUMENICA,
gemeinsam erarbeitete »Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter
den Kirchen in Europa« , die der Präsident der KEK, Metropolit Jeremie, und
der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, Kardinal
Miloslav Vlk, im April 2001 in Strasbourg unterzeichnet haben. Und es gibt
»Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa«, die sich für Europa
verantwortlich fühlt und mit orthodoxen Kirchen konstruktive Gespräche führt.
In Kapitel III der Charta Oecumenica heißt es: »Die Kirchen fördern eine
Einigung des europäischen Kontinents. … Aufgrund unseres christlichen
Glaubens setzen wir uns für ein humanes und soziales Europa ein, in dem
die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der
Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung
kommen. Wir betonen die Ehrfurcht vor dem Leben, den Wert von Ehe und
Familie, den vorrangigen Einsatz für die Armen, die Bereitschaft zur
Vergebung und in allem Barmherzigkeit.« Und dann verpflichten sich die
Kirchen gemeinsam, »uns über Inhalte und Ziele unserer sozialen
Verantwortung miteinander zu verständigen und die Anliegen und Visionen
der Kirchen gegenüber den säkularen europäischen Institutionen möglichst
gemeinsam zu vertreten; die Grundwerte gegenüber allen Eingriffen zu
verteidigen; jedem Versuch zu widerstehen, Religion und Kirche für ethnische
oder nationalistische Zwecke zu mißbrauchen.«
Als weitere Aufgaben werden genannt:
- Völker und Kulturen versöhnen
- Die Schöpfung bewahren
- Gemeinschaft mit dem Judentum vertiefen
- Beziehungen zum Islam pflegen
- Begegnung mit anderen Religionen und Weltanschauungen
In der Charta Oecumnica haben sich die Kirchen in Europa, und das heißt
Kirchen der Reformation, die Anglikanische Kirche, die altkatholischen
Kirchen, die Kirchen der orthodoxen und altorientalischen Tradition und die
römisch-katholische Kirche zu einem gemeinsamen Weg verpflichtet. Das
Sozialwort des ÖRKÖ ist ausdrücklich eine Verwirklichung dieser
Verpflichtung.
Die 3. Europäische Ökumenische Versammlung (3. EÖV) 2007 in Sibiu/
Hermannstadt, für die die Planungen laufen und wo das erste offizielle Treffen
im Jänner 2006 in Rom stattgefunden hat, wird erneut dafür Zeugnis ablegen.
Das Motto der 3.EÖV lautet: »Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung für
Erneuerung und Einheit in Europa.«
Die Botschaft aus Wien spricht davon, daß sich die Beziehung zwischen der
römisch-katholischen Kirche und der russisch-orthodoxen Kirche verbessert
hat, aber die sich daraus ergebenden ökumenischen Auswirkungen (gewollt
oder nicht gewollt) dürfen nicht ausgeblendet werden. Es bedarf dringend der
Klärung, ob das erwähnen der beiden Traditionen, der russisch-orthodoxen
und der römisch-katholischen, und das Übergehen der anderen christlichen
Traditionen bedeutet, daß diese nicht geeignet erscheinen, Europa eine
Seele zu geben.
Gerade im Blick auf den Einigungsprozeß in Europa ist zu
fragen, wie es um Beziehung der russisch-orthodoxen Kirche zum Patriarchat
in Konstantinopel bestellt ist? Es kann wohl nicht das Ziel der Organisatoren
der Konferenz in Wien sein, die Kirchen der Reformation zu isolieren und die
bestehende konstruktive ökumenische Gemeinschaft in Europa zu spalten?
Die Veranstalter der Konferenz in Wien müssen die Frage beantworten, wie
weit die Charta Oecumenica für sie verbindlich ist und bei ihrer weiteren
Zusammenarbeit Beachtung finden wird.
Ökumene im O-Ton
"Nur wenn wir uns besinnen, werden wir auch eine Zukunft haben"
Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit (19.09.2024)
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
Severin Schreiber Gasse 3, A-1180 Wien
Tel: +43 - 59 - 151700 204
FAX: +43 - 59 - 151700-550
E-Mail: oerkoe@kirchen.at
Bankverbindung:
Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien,
IBAN: AT873200000007479157,
BIC: RLNWATWW
"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER