ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Migration sollte in Österreich als grundsätzlich positive Herausforderung, Chance und Bereicherung gesehen werden. Das hat der lutherische Altbischof Herwig Sturm im "Studio Omega"-Interview betont. All jenen Kräften, die hingegen bloß Ängste damit schüren würden, erteilte der Altbischof eine Absage. Sturm äußerte sich anlässlich seines bevorstehenden 75. Geburtstags, den er am 15. August feiert. Von 1988 bis 1995 war Sturm evangelischer Superintendent in Kärnten, von 1996 bis 2007 übte er das Amt des lutherischen Bischofs von Österreich aus. Von 2006 bis 2009 war er zudem Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ).
Multikulturalität und Multireligiosität seien zur Realität geworden, erklärte Sturm. Dabei würden die vielen Negativschlagzeilen in Zusammenhang mit Migranten und Flüchtlingen ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit vermitteln. Dem müssten vor allem auch die Kirchen eine andere Perspektive gegenüberstellen, "als Boten des Friedens und der Versöhnung und nicht der Angst und Trennung". Das setze freilich auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Islam voraus. Dazu gebe es keine Alternative, zeigte sich Sturm überzeugt.
Sorge über wachsenden Antisemitismus
Ein großes Anliegen ist dem lutherischen Altbischof auch der christlich-jüdische Dialog. Er sei in diesem Zusammenhang tief betroffen, dass der Antisemitismus in der Gesellschaft wieder zunehme. Scheinbar habe man aus der Katastrophe des Holocausts nichts gelernt. Die Kirchen hätten freilich seither ihr Verhältnis zum Judentum grundlegend positiv geändert, ergänzte Sturm.
Ein dunkles Kapitel der Reformation dürfe man in diesem Zusammenhang aber - gerade im Jahr des Jubiläums "500 Jahre Reformation" - nicht verschweigen, räumte der Bischof ein: Luthers radikalen Antisemitismus. Er habe sich damit in jüngster Zeit verstärkt auseinandergesetzt und sei darüber tief betroffen.
Als früherer ÖRKÖ-Vorsitzender ist Sturm nach wie vor ökumenisch engagiert; u.a. in der Bewegung "Christen für Europa". Diese Initiative ist ein Netzwerk von katholischen, evangelischen, orthodoxen, anglikanischen und freikirchlichen Christen und Laienorganisationen, die sich für Europa engagieren. Sturm sprach von einer "lebendigen Ökumene", die er hier erlebe, wenn sich Christen gemeinsam für bestimmte Ziele engagieren. In der offiziellen Ökumene sei hingegen in den letzten Jahren wenig Wesentliches passiert, bedauerte der Ökumene-Experte. Dass das gemeinsame Abendmahl von Evangelischen und Katholiken immer noch nicht möglich sei, bezeichnete Sturm als "traurige Situation". Die entscheidenden Weichenstellungen in der Theologie bzw. genauer in den dogmatischen Fragen würden nicht angegangen. Ein offizieller Brückenschlag sei nicht in Sicht. Betroffen seien davon u.a. auch die vielen gemischt-konfessionellen Ehepaare, kritisierte Sturm.
Papst Franziskus attestierte der evangelische Altbischof zwar eine grundsätzlich sehr offene Einstellung, aber auch der Papst habe in dieser Frage bisher theologisch oder kirchenrechtlich nichts bewegen können. "Laden wir einander doch gegenseitig zum Abendmahl ein": Diese befreiende Botschaft, die keiner Kirche etwas von ihrer Identität bzw. Tradition nehmen würde, ist laut dem Altbischof längst überfällig; zumindest offiziell. An der Basis gebe es schon Bewegung, so Sturm.
Solidarität mit verfolgten Christen
Ein großes Anliegen ist dem Bischof auch die Solidarität mit den verfolgten Christen weltweit. Hier nahm der Bischof im "Studio Omega"-Gespräch u.a. auch seine eigene evangelische Kirche in die Pflicht. Vielfach wolle man die zunehmende globale Christenverfolgung einfach nicht adäquat wahrhaben. Als Mitglied im Vorstand von "Christian Solidarity International Österreich" bemüht sich Sturm, das Bewusstsein für mehr Solidarität mit den verfolgten Christen zu stärken.
Angesprochen auf die Tatsache, dass in der lutherischen Kirche zwar prinzipiell alle Führungspositionen auch Frauen offen stehen, es in Österreich aber kaum Superintendentinnen und bislang noch überhaupt nie eine Bischöfin gab, meinte Sturm, dass dies sicher nicht an einer grundsätzlich Ablehnung von Frauen liege. Freilich sei das Amt eines Bischofs ein "Rund-um-die-Uhr-Job". Das ließe sich mit der Lebensplanung der Frauen scheinbar nicht vereinbaren, zudem gebe es zu wenig infrastrukturelle Unterstützung, sodass sich Frauen die höchsten Leitungsämter in der Kirche weniger zutrauen würden als dies bei Männern der Fall sei.
Weiterhin als Seelsorger tätig
Trotz seiner zehn Jahre in Pension kann bei Sturm von einem "Ruhestand" keine Rede sein, war und ist er doch in verschiedenen evangelischen Gemeinden als Seelsorger tätig. So zuerst in Mürzzuschlag und Kindberg in der Steiermark und nun im steirisch-burgenländischen Grenzgebiet im (grenzüberschreitenden) Pfarrverband Fürstenfeld-Rudersdorf-Deutsch Kaltenbrunn. Nach rund 20 Jahren in Leitungsfunktionen in der Kirche schätze er nun sehr die Arbeit an und mit der Kirchenbasis, so Sturm.
Die Situation im Mürztal und in seinen jetzigen Pfarren könnte dabei kaum unterschiedlicher sein, so der Altbischof. Während in seinen jetzigen Gemeinden das kirchliche Leben noch sehr stark ausgeprägt sei, sei die evangelische Schar im Mürztal weit kleiner, die Situation von Abwanderung geprägt. Umso stärker werde aber im Mürztal das gegenwärtige Reformationsjubiläum wahrgenommen - als Chance, die Identität als evangelische Christen zu stärken und nach außen hin sichtbar zu machen.
Darauf angesprochen, was er sich denn zu seinem Geburtstag für die Kirchen im Land wünsche, kam der Bischof auf die katholische Fokolar-Bewegung und deren Gründerin Chiara Lubich zu sprechen. Bei Lubich gehe es darum, auf die eigene Berufung hinzuhören und dann in die Welt hinein zu wirken. Sturm: "Alle Kirchen sollten nach diesem Vorbild genau hinhören, welche Gaben und Aufgaben Gott für die bereithält." Es gelte, mehr darauf zu vertrauen, "dass Gott mit uns Menschen sein Reich aufrichten will".
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.