ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Es war nicht selbstverständlich so empfangen zu werden, wie sie es wurden, nämlich “ungewöhnlich freundlich”, wie der Verfasser der Apostelgeschichte betont. Sie? Nach dem Text sind es insgesamt 276 Menschen, die mit Paulus Schiffbruch an der Küste von Malta erleiden. Eben haben wir diese lange Passage gehört, die die Irrfahrt im Sturm mit dem Schiffbruch vor Malta beschreibt und wir bekommen für einen Moment eine Ahnung davon, in welch großer Gefahr sie sich alle befanden: der Nordostwind des Mittelmeeres brachte das Schiff in Seenot. Ein Schiff ist bekanntlich das Logo für die Ökumene in Österreich mit ihrem Mastkreuz und zwei gezogenen Wellen.
Was hören wir, wenn wir diese Geschichte als Gemeinde, als Ökumene lauschen? Was sehen wir, wenn wir diese Geschichte mit ihrer Detailverliebtheit vor Augen halten? Die Kraft der Natur ist gewaltig, Wir denken zur Zeit an die enormen Buschbrände in Australien oder die Unwetter in Spanien während der Woche. Man kann sie leicht unterschätzen, wenn man nicht Acht gibt. Der alljährliche Nordwind des Mittelmeers ist auch so eine gefürchtete Naturgewalt. Die Gefahren der herbstlichen und winterlichen Stürme des Mittelmeeres für die Seefahrt waren von so einer Wucht, dass Schiffbruch zu erleiden oder unterzugehen akute Gefahren darstellten. In der Antike wurde in diesen Jahreszeiten die Seefahrt und der Schiffshandel im Mittelmeer zurückgestellt. Überwinterung in Sicherheit ein gängiger Usus.
Während der Seefahrt legt Paulus Zeugnis ab von seinem Gott, der ihm als Engel erscheint und ihm versichert, dass er und auch alle anderen am Bord überleben werden. Dies hat Gott ihm versichert, denn er ist bestimmt dazu, Zeugnis abzulegen vor dem Kaiser. In dieser Geschichte gibt es verschiedene Stadien des Mitwirkens von Paulus. Er wird seine Meinung beisteuern. Er wird mit anpacken. Er wird Anweisungen geben. Er wird alle auf dem Schiff auffordern zu essen, um zu Kräften zu kommen. Er sagt Dank. Er bricht Brot, die anderen machen mit. Seinetwegen werden alle überleben, aber das Schiff und die dazugehörende Fracht gehen verloren, wie er es voraus gesagt hat.
Wir die Leser und Zuhörer dieser Geschichte werden eingebunden in den Entscheidungsprozess, der dazu führt, dass die Reise fortgesetzt wird. Paulus ist gegen eine Weiterfahrt, obwohl der Hafen in dem sie sich in ihrer Not befinden, für eine Überwinterung ungeeignet ist. Es wird uns vermittelt, dass der Hauptmann, in dessen Obhut Paulus sich befindet, den Worten des Steuermanns und des Schiffseigentümers mehr Vertrauen schenkt, als seinem Rat.
Bald nachdem sie losgelegt haben gerät das Schiff in den Sturm. Tauen müssen um den Rumpf des Schiffs gespannt werden um ihn zu sichern, um ihn zu festigen, so dass es nicht auseinanderbricht, was doch am Ende der Fahrt tatsächlich geschehen wird. Das Schiff bricht auseinander. Die Ladung wird über Bord geworfen. Die Situation ist desperat. Wir erleben wie die Besatzung, die Soldaten, der Steuermann, der Schiffseigentümer, der Hauptmann, und Paulus selbst gerade noch überleben, auch die die nicht schwimmen können. Die Gefahr, das Leben verloren wird, ist bis ans Ende groß, und das obwohl Paulus ihnen allen versichert, dass Gott, sein Gott, seinetwegen all denen das Leben schenken wird, die mit ihm auf dem Schiff sind. Kurz vor dem Ende der Geschichte beschließen die Soldaten, die Gefangenen zu töten, um damit sicher zu gehen dass keiner schwimmend entkommt. Der Hauptmann interveniert, da er das Leben von Paulus retten will. Auch dann ist die Lebensgefahr nicht gebannt, denn einige können nicht schwimmen und müssen sich mit Planken und Schiffstrümmern ans Land retten. Eine lebendige Geschichte mit aktuellem Bezug auf die Gefahren, denen die Seeleute und vor allem Flüchtlinge und Migranten ausgesetzt sind, die die Überfahrt von Afrika und Kleinasien nach Europa und vor allem der EU auf sich nehmen.
Paulus, dem Gott nahe gekommen ist in Christus, erfährt nochmals eine Gotteserscheinung, und zwar in der Form eines Engels. Die von Paulus verkündete Nachricht lautet: alle sollen Mut fassen, denn die Botschaft schließt alle die am Bord sind mit ein. Es geht nicht nur um Paulus. Gott hat ein Auge für die anderen wegen Paulus. Wir können sicher sein, dass nicht alle an Bord Juden waren oder Juden, die Jesus als den Messias bekannten, sondern Menschen aus der ganzen Welt. Die Spannweite der Verkündigung ist grösser geworden. Wir erinnern uns an die Auflistung der Völker, wie wir sie kennen aus dem zweiten Kapitel der Apostelgeschichte durch die Ausgießung des heiligen Geistes. Menschen aus Persien, Medien und Elam, Menschen aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, aus Pontus und der Provinz Asien, aus Phrygien und Pamphylien. Aus Ägypten und der Gegend von Zyrene in Libyen, ja sogar aus Rom sind Besucher hier. Wir sind Juden von Geburt an und Fremde,… auch Kreter und Araber sind dabei.
Gott hat etwas vor mit uns als Kirche, als Kirchen und als Christen und dem müssen wir uns immer vom neuen öffnen. Wir hören gemeinsam auf diese Episode der Apostelgeschichte, so dass es für uns deutlicher wird, was Gott mit uns vor hat. Um bei der Geschichte dieses Schiffbruchs zu bleiben, es geht um alle. Es geht um Zeugnis ablegen. Wie wir miteinander umgehen. Auf wen wir hören. Wie wir Gottvertrauen leben und erleben.
Diese Geschichte lädt uns ein, uns selber als Reisende zu begreifen, die sich auf unüberschaubare Gefahren einlassen. Es lädt uns ein, uns auch als Empfänger zu betrachten, die auch andere empfangen, und es geht um das wie: ungewöhnlich freundlich. Es ist diese ungewöhnliche Sicht, dieses ungewöhnliche Miteinander, das ich an dieser Geschichte schätze.
Sind wir die Reisenden? Die meisten von uns im engsten Sinne nicht, aber doch einige aus Ägypten, aus Syrien, aus Britannien, aus Griechenland usw. In Österreich wissen wir, wie die Serbisch-Orthodoxe Kirche in den 90er Jahren wuchs wegen des Balkankriegs. Wie wurden sie empfangen? Wir wissen wie sehr die syrische Gemeinde gefordert war, als viele syrische Christen nach Europa und Österreich kamen, um dem Bürgerkrieg dort zu entkommen. Wie wurden sie empfangen? Wir wissen von anderen, dass sie nach Europa ausgewandert sind, die Gefahren des Mittelmeeres riskierend, um für sich eine bessere Existenz zu sichern für sich und ihre Familien. Wie wurden und werden sie Empfangen? Wir wissen, wie Kopten jeden Tag Diskriminierung und Verfolgung in Ägypten erleiden, und viele fühlen sich gezwungen die Weite zu suchen. Sie sehen für sich keine Perspektive in der Heimat. Wie werden sie empfangen? Am vorigen Dienstag bei der großen Vesper vor dem ökumenischen Empfang des Erzbischofs von Wien anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Kirchen, eine Einheit, die Gott uns schon geschenkt hat durch die Taufe, die wir jetzt schon zu praktizieren haben, haben wir gemeinsam die 21 Koptischen Märtyrer von Libyen gedacht. Mindestens viermal sang/betete der Chor, dass Gott, dass Christus den Völkern sein Frieden schenke, dass er allen Menschen seinen Heil offenbare und uns seine Diener großes Erbarmen gewähre.
Ich stehe vor Euch als einer der in einer großen Spannung lebt, weil ich mich an Gott halten will und muss, das ist meine Berufung. Es ist unsere Berufung. Die Vernunft sagt.., die Liebe Gottes sagt… Die decken sich nicht immer für mich… In dieser großen Spannung lebe ich, müssen wir leben und sie nicht verdrängen. Wir sind zu jeder Zeit in einem Sturm und in dieser Welt in einer existenziellen Krise. Die Gefahren, die das Leben in sich birgt, sind groß. Schiffbruch zu erleiden immer akut. Auf wen hören wir? Handeln wir? Werden wir von Gottvertrauen getragen?
Wenn wir uns bewusst werden, mit welchen großen Spannungen unser Glauben begleitet wird verstehen wir den eindringlichen Ruf der Kirche durch die Generationen, der Kirchen und der einzelnen Christen nach Erbarmen, Kyrieleison, miserere nobis, Lord, have mercy, wie viele von uns es taten am Dienstag durch das Singen und das Beten des Chors. Gott schenke uns deinen Frieden! Gott offenbare Du allen Menschen Dein Heil! Gewähre uns Dein großes Erbarmen!
Wir sind berufen Zeugnis abzulegen, nicht vor dem Kaiser wie Paulus, aber doch vor den Mächtigen dieser Welt und voreinander, als Werkzeuge Gottes. Wie kann die Ökumene wie sie heute aufgestellt ist, wie kann sie sprechen? Wie wird die Kirche zur Stimme Gottes? Wie kann sie es wagen, Stimme Gottes zu sein? “Wir alle hören diese Leute in unseren Sprachen erzählen, was Großes Gott getan hat”.
Wir sind berufen als Kirche, Kirchen und als Christen Zeugnis abzulegen über die Großtaten Gottes. Wir sind berufen uns immer von neuem uns an der Liebe Gottes zu orientieren, die sich in der Barmherzigkeit Gottes offenbart. Diese Liebe fordert uns. Wir sind gehalten uns immer an der Gerechtigkeit Gottes zu orientieren. Und die Sonne der Gerechtigkeit fordert uns. Wir müssen uns immer an der Wahrheit Gottes orientieren. Und diese Wahrheit fordert uns und wir wollen ihr nachgehen. Alle 276 wurden gerettet. Mit allen hat Paulus Brot gebrochen, Menschen von vielen Nationen, mit verschiedenen Religionszugehörigkeiten und Lebenszugänge, Biografien und Ethnien.
Es verwundert mich nicht, dass diese Episode am Ende der Apostelgeschichte uns an den Anfang erinnert, das Ausgießen des Heiligen Geistes. Uns wird nicht über die Religionszugehörigkeit der Inselbewohner berichtet. Die Malteser begegneten den Schiffbrüchigen, einer größeren Gruppe von Menschen, 276 in der Zahl, als Menschen in Not und waren ihnen außergewöhnlich freundlich gesinnt. Der Patron der Insel nimmt sie freundlich auf. Am Ende ihres Aufenthaltes, der immerhin drei Monate dauert, werden sie mit Ehrungen überschüttet und ausgerüstet mit allem, was sie für die Weiterreise nach Rom benötigen. Das skizzierte Bild zeigt eine Großzügigkeit, an der wir uns orientieren können, sollen und als Christen müssen. Die Latte ist immer hoch gesetzt. Erbarme Dich unser.
„Menschen in Not“ heißt eine Rubrik der Caritas. Die Nöte der Zugewanderten, der Migranten, der Flüchtlinge sind groß, aber auch derer, die sich als Ausgegrenzte empfinden, die Schiffbruch erleiden mitten im Leben. Alle die, die das Gefühl haben, berechtigt oder nicht, nicht dazu zu gehören… Die sagen mit Emotion, das ist nicht mehr mein Wien! Auf der Homepage der Caritas unter Menschen in Not liest man, “Arbeitslosigkeit, Wohnungsverlust, Verschuldung, Partnerverlust, psychosoziale Beeinträchtigungen, finanzielle Engpässe, Krankheit oder Suchtprobleme - die Probleme warum Menschen zur Caritas kommen sind vielfältig. Ziel … ist es, die Betroffenen so zu unterstützen, dass sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können.”
Wir müssen die Augen offen halten. Und nicht das eine gegen das andere ausspielen oder favorisieren. Verständnis entwickeln. Die Spannung aushalten! Wir können sie nicht aufheben, aber wir können mit ihr im Glauben leben in Gottvertrauen, indem wir uns immer neu an Christus orientieren in der Kirche, in den Kirchen und als Einzelne. Wir können aufeinander zu gehen und in unserer Vielfalt voneinander lernen, einander sogar stärken. Es ist für mich ein Geschenk, heute in dieser Kirche predigen zu dürfen und ich danke Euch allen und besonders Bischof Gabriel. Meine Beziehung zu der Koptischen Kirche geht auf das Jahr 1982 zurück, da haben zwei Priesterkandidaten und ich aus England kommend einige Koptische Klöster In Ägypten besuchen dürfen: die Klöster des heiligen Antonius und des Heiligen Makarios und das Anba-Pola-Kloster, wo ich als Reisender, Pilger, mit einer Fußwaschung empfangen wurde. Zeitoun in Kairo haben wir auch besuchen können.
“Und als wir abreisten rüsteten sie uns mit allem aus, was wir für die Reise benötigen.” Dieses Wort am Ende dieser langen Geschichte des Schiffbruchs erinnert mich, dass uns schon aus unserem gemeinsamen Glauben schöpfend alles gegeben ist, was wir brauchen für die Reise, um heute der lebendige Leib Christi zu sein. Die Frage der Kirche in jeder Generation, meine Frage als Gemeindepfarrer und jetzt wieder im Vorstand des ÖRKÖ, Woher soll man in dieser Wildnis Brot bekommen, um sie alle satt zu machen? Ihr kennt den Ausgang der Geschichte. Alle wurden satt, und es blieben sieben Körbe übrig.
Gott schenke uns deinen Frieden! Gott offenbare Du allen Menschen Dein Heil! Und gewähre uns Dein großes Erbarmen! Amen.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
Severin Schreiber Gasse 3, A-1180 Wien
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.