Zum Weltkriegsende
Vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, endete in Europa der Zweite Weltkrieg. Das Ende des Krieges bedeutete für Österreich den Beginn einer bis heute andauernden Periode des Friedens und Wohlstands. Auf Trümmern und Ruinen wurden Rechtsstaat und Demokratie mit Gewaltentrennung, Grund- und Freiheitsrechten aufgebaut.
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gedenken wir der Opfer des Krieges, der Ermordeten, Toten, der Verfolgten, Eingekerkerten, Verschleppten und Vertriebenen. In besonderer Weise gedenken wir auch der Opfer des Holocaust. Die Erinnerung an das unvorstellbare Leid des jüdischen Volkes ist für uns Christinnen und Christen zugleich verbunden mit dem schmerzlichen Eingedenken in die eigenen Verstrickungen und die damit verbundenen Schuldzusammenhänge des Antisemitismus.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde mit der Europäischen Gemeinschaft/Europäischen Union ein Integrationsprojekt geschaffen, das dem Frieden und der Freiheit diente. Seit dem Ende des Eisernen Vorhangs wurde dieses Projekt auch - teilweise - auf Osteuropa ausgeweitet.
Ein nüchterner Blick auf die Geschichte der vergangenen 80 Jahre zeigt, dass der Friede nie selbstverständlich, sondern immer auch gefährdet war. Wir erinnern an den fürchterlichen Krieg in (Ex)Jugoslawien. Spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist das Projekt aber in seinen Grundfesten erschüttert. Österreich ist keine "Insel der Seeligen".
Wir sind tief besorgt über zunehmend nationalistische und autoritäre Tendenzen in zu vielen Ländern dieser Welt, einschließlich Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Diese Entwicklung ist allerdings auch nur deshalb möglich, weil immer größere Teile der Bevölkerung das Vertrauen in die Demokratie zu verlieren scheinen. Die aktuelle Entwicklung zeigt: Es gibt keinen dauerhaften Frieden ohne Gerechtigkeit, ohne den Schutz der Menschenrechte, ohne Freiheit, ohne echte demokratische Teilhabe der Menschen und ohne die Achtung des Rechts. Dafür müssen auch die Kirchen täglich arbeiten. Die Kirchen tragen Mitverantwortung und wollen diese mit ganzer Kraft wahrnehmen.
In der Zweiten Republik hat sich das Staat-Kirchen-Verhältnis in Österreich sehr positiv entwickelt. Bei institutionalisierter Trennung arbeiten beide Seiten zum Wohl der Gesellschaft in vielen Bereichen sehr intensiv zusammen. Dazu stehen wir und in diesem Sinne wollen wir uns auch künftig für ein demokratisches, freies, rechtsstaatliches und sicheres Österreich einsetzen, das dem Frieden im eigenen Land und weltweit verpflichtet ist.