ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Am zweiten Tag der Sommerakademie (13. Juli) stand die Frage im Mittelpunkt, inwieweit die christlichen Kirchen dem Anspruch, "Salz der Erde" zu sein, noch gerecht werden können. In einer feinsinnigen und subtilen biblisch fundierten Interpretation der titelgebenden Stelle aus der Bergpredigt - "Ihr seid das Salz der Erde" (Mt 5,13) - arbeitete die Bibelwissenschafterin und Direktorin des Österreichischen Bibelwerks Elisabeth Birnbaum heraus, was diese Botschaft zugleich als Auftrag, Zuspruch und Verantwortung bedeutet. Dabei überführte sie die Metaphorik der biblischen Sprache ins Heute und lotete aus, wie diese für ein modernes, gesellschaftlich relevantes Christentum fruchtbar gemacht werden kann. Aus dem Verhältnis von Christentum und Welt, das im Wort Jesu zum Ausdruck kommt, entfaltete Birnbaum ein bewussteres Selbstverständnis für die Kirche bzw. für Christ:innen: Als Salz sei man Teil der Erde und nicht etwas von ihr Geschiedenes - und als ein solcher integraler Bestandteil der Welt wirke man potenziell für die ganze Menschheit: indem man würzt und wandelt, auch, indem man "durstig macht für Gott". Ebenso für sich selbst aber, hob Birnbaum mit Nachdruck hervor, müsse die Kirche immer wieder aufs Neue "Salz" sein und sich gerade auch selbstkritische Fragen stellen: Was verliert die Welt, wenn das Salz seinen Geschmack verliert und weggeworfen wird? Und fürchtet man das, weil man aufhören könnte, Salz zu sein, das "würzt, wirkt und wandelt", oder fürchtet man vielleicht nur den Verlust von Macht und Einfluss: das Ende einer Kirche als Selbstzweck.
Der orthodoxe Theologe und Professor für Ökumenische Theologie Rade Kisic (Universität Belgrad) schilderte das Verhältnis von Serbischer Orthodoxer Kirche und Staat in Serbien und gab so Einblicke in Geschichte und Gegenwart eines Landes, das Österreich zwar in mehrfacher Weise sehr nahe, über das hierzulande aber dennoch wenig bekannt ist. Aus den Entwicklungen seit dem Spätmittelalter erklärte Kisic den bis heute fortwirkenden wichtigen Beitrag der Kirche zur nationalen Identität und die enge Verflechtung von Staat und Kirche, die vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg reichte. Einen massiven Einschnitt stellte die Kommunistische Ära dar. Deren Anfangsphase bis Mitte der 1950er Jahre sei für die Serbische Orthodoxe Kirche eine "Zeit des Terrors" gewesen. Vor diesen historischen Hintergründen beschrieb Kisic die spezifische Form der Säkularisierung in Serbien, die er als "Atheisierung" kennzeichnete. Wenngleich diese mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes auch eine Unterbrechung erfahren habe, so sei die konkrete Bestimmung des Verhältnisses der Kirche zum Staat bzw. ihrer Rolle innerhalb der serbischen Gesellschaft nach wie vor im Fluss. Dass die Kirche in Serbien hier von der Diaspora in Europa und Nordamerika lernen könne, da diese über große Erfahrungen im Dialog mit postmodernen, säkularisierten Gesellschaften verfüge, davon zeigte sich Kisic überzeugt.
"Nicht ohne die Anderen" war der programmatische Titel des Vortrags der Theologin Isabella Bruckner (Päpstliches Athenäum Sant'Anselmo in Rom), der nach Möglichkeiten und Bedingungen multireligiöser Feiern fragte. Ausgehend von der auch in postsäkularen Gesellschaften zu verzeichnenden Wirkung von Religion und Ritus entwickelte sie Dimensionen von Gebet - als Bewusstsein dessen, "was fehlt" - und führte in einer anspruchsvollen Analyse in Theorien über Symbolisierung und rituelle Formen ein. Dabei unterstrich sie die "geistig-generative Kraft" körperlicher Gesten und die im Ritual sich vollziehende positive Veräußerlichung der Innerlichkeit. Wie aber findet man zu allgemein geteilten Riten und Symbolen, ohne die eigene Tradition aufzugeben? Und wie geht man mit der Tatsache um, dass die Kirche(n) nicht mehr die Gesamtheit von Leben und Gesellschaft repräsentieren? Am konkreten Beispiel dreier multireligiöser Gedenkfeiern - eine davon das von Bruckner mitkonzipierte und organisierte Corona-Gedenken am Maindeck des AEC in Linz (19. September 2021) - zeigte sie sowohl praktische Probleme dieser Feiern als auch deren Lösungen. Das Hereinnehmen der und Lernen von Anderen sei ein der Katholizität innewohnendes "Entgrenzungsprinzip" (Isabella Guanzini) und in diesem Sinne könne man die Arbeit an gemeinsamen Sprachen und ästhetisch-rituellen Formen für multireligiöse Feiern als ein Anfangen der "offenen Stadt" verstehen, wie sie im Bild vom Himmlischen Jerusalem aufscheine.
Vom Zusammenwirken mit Anderen handelte auch der Beitrag von Gerti Rohrmoser, Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit in Österreich, über "Allianzen zwischen kirchlichen und säkularen Initiativen". Anstatt sich aus der Gesellschaft zurückzuziehen und in wehmütigen Blicken auf die Vergangenheit zu verharren, gelte es, so Rohrmoser pragmatisch, die Hürden in den eigenen Institutionen - und auch in den eigenen Köpfen - zu überwinden und sich bewusst zu machen: Sich für ein gutes Leben einzusetzen, ist kein christliches Privileg! Daher sei es wichtig, dass weltanschaulich durchaus sehr unterschiedliche Gruppierungen und Institutionen zusammenarbeiten und ihre Ressourcen und Kompetenzen bündeln, um das Ziel eines Lebens in Fülle für alle Menschen zu erreichen. Denn auch wenn die Evangelische Frauenarbeit eine feministische Politik betreibe, sei diese, wie Rohrmoser betonte, eine Politik für alle - nur eben aus der Perspektive der Frauen. In den Schlaglichtern auf die Felder des Engagements wurde dies deutlich: Vom "Österreichischen Frauenring" über die "Armutskonferenz" bis zu "Fair sorgen" und "Fair Trade" reichen die Aktivitäten, bei denen es vielfach auch um Sichtbarmachung und Bewusstseinsbildung geht. Es handle sich hier um Themen und Fragen, die man als Kirche und als Christ:in nicht einfach akzeptierend zur Kenntnis nehmen könne, auch wenn man wisse, dass die eigene Wirkmächtigkeit als "Salz der Erde" beschränkt sei.
Der zweite Veranstaltungstag wurde mit einer Podiumsdiskussion der Referentinnen und Referenten beschlossen. Dabei wurde insbesondere die Frage aufgeworfen, wie man Menschen neu und/oder wieder erreichen könne: Indem man z.B. ein hoch verdichtetes symbolisches Geschehen wie die Liturgie zugänglicher machte? Konsens riefen hier Antworten von Isabella Bruckner und Elisabeth Birnbaum hervor: Vielleicht sollte man nicht immer zuerst fragen: "Wie bringe ich es den anderen bei?", sondern das eigene "Suchen und Fragen bezeugen" und so als "Salz der Erde" wirken.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
Severin Schreiber Gasse 3, A-1180 Wien
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FAX: +43 - 59 - 151700-550
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BIC: RLNWATWW
"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.