Ökumenischer Rat gratuliert neuer evangelischer Bischöfin
Bischof Tiran Petrosyan, der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), hat der designierten evangelischen Bischöfin Cornelia Richter im Namen des ÖRKÖ via Kathpress herzlich zur Wahl gratuliert. Er freue sich auf eine baldige erste Begegnung und eine künftige gute Zusammenarbeit. Die Gesellschaft brauche das gemeinsame christliche Zeugnis aller Kirchen, so Petrosyan, der zum gemeinsamen Einsatz für den Frieden, die Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung aufrief. Er wünsche der neuen Bischöfin und der gesamten Evangelischen Kirche Gottes Segen, so der armenisch-apostolische Bischof.
Die Synode der Evangelischen Kirche A.B. hat am Freitag, 23. Mai, in Wien-Donaustadt die 54-jährige Theologieprofessorin und Pfarrerin im Ehrenamt Cornelia Richter zur Bischöfin gewählt. Richter ist die erste Bischöfin in der Geschichte der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Sie tritt ihr Amt am 1. Jänner 2026 an. Richter zeigte sich überzeugt: "Diese Kirche hat Zukunft."
Das Bischofsamt könne man nicht von sich aus anstreben, ein solches Amt werde einem anvertraut, sagte die designierte Bischöfin. Auch wenn die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche weiter zurückgehen wird, sei sie von einer guten Zukunft überzeugt. Es gelte, die Stimme des evangelischen Christentums als markante Stimme in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft oder Kultur auch künftig laut werden zu lassen. Das sei nicht nur ihre Aufgabe als Bischöfin, "das kann uns nur gemeinsam gelingen", so Richter in Richtung der Mitglieder der evangelischen Kirche in Österreich.
Notwendig wurde die Wahl, da Bischof Michael Chalupka Ende dieses Jahres in den Ruhestand tritt. Chalupka und Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs stellten sich als erste Gratulanten ein.
Die Synode kam im Evangelischen Realgymnasium Wien-Donaustadt zusammen. Für eine gültige Wahl brauchte es eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen der rund 70 Delegierten. Richter wurde im ersten Wahlgang gewählt. Ihre Amtszeit beträgt zwölf Jahre.
Nominiert wurde die aus Bad Goisern stammende Bonner Theologieprofessorin von allen Superintendentialversammlungen, in denen Delegierte aus den Pfarrgemeinden der jeweiligen Diözese zusammenkamen.
Heute leben in Österreich laut Kirchenangaben rund 237.000 evangelisch-lutherische Christinnen und Christen. Dazu kommen noch rund 11.000 reformierte Christinnen und Christen.
Bischöfin stammt aus Oberösterreich
Cornelia Richter (54) wuchs in Bad Goisern auf, ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter über viele Jahre Organistin in der örtlichen Kirche. Ihr Theologiestudium absolvierte Richter in Wien und München, darauf folgten Aufgaben als wissenschaftliche Mitarbeiterin an theologischen Fakultäten in Wien, Marburg und Kopenhagen. Lehrtätigkeiten führten sie nach Hermannsburg, Zürich und Gießen, 2011 folgte dort die Berufung auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik.
2012 wurde Richter sowohl nach Bonn als auch nach Kiel berufen und entschied sich für die Universität Bonn. Dort war sie von 2012 bis 2020 Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung, seit 2020 hat Richter die Bonner Professur für Dogmatik und Religionsphilosophie inne. Seit 2012 ist sie zudem Co-Direktorin des Bonner Instituts für Hermeneutik. Seit 2024 lehrt Richter auch an der University of St. Andrews (UK).
Von 2020 bis 2024 leitete Cornelia Richter als erste Dekanin die Evangelisch-Theologische Fakultät und seit 2024 ist sie als erste Frau Vorsitzende des Senats der Universität Bonn. Neben den aktuellen theologisch-dogmatischen Arbeitsschwerpunkten ist Richter Expertin im interdisziplinären Feld der Resilienzforschung.
Während ihrer umfassenden Lehrtätigkeit in Deutschland hat Cornelia Richter den Kontakt zu ihrer oberösterreichischen Heimat nicht abreißen lassen. Als Pfarrerin im Ehrenamt gestaltet Richter hier Gottesdienste und Amtshandlungen, in Bonn wirkt sie seit 2012 regelmäßig als Predigerin und Liturgin an der Schlosskirche, die sie seit 2024 als Universitätspredigerin leitet. In verschiedenen Bereichen arbeitete Richter in den letzten Jahren in der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich mit.