Große Sorge über Situation in Armenien
Mit großer Sorge verfolgen wir den schwerwiegenden Konflikt zwischen der Armenisch-apostolischen Kirche und dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan. Betroffen mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass sich neben Erzbischof Bagrat Galstanyan nun auch Erzbischof Mikael Ajapahyan in Untersuchungshaft befindet. Katholikos Karekin II. hat die Gläubigen in Armenien und in aller Welt aufgerufen, für die Inhaftierten und für den Frieden im Land zu beten. Diesem Aufruf bzw. diesem Gebet wollen auch wir uns als Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich anschließen.
Die Anschuldigungen, die von den Behörden bzw. der Justiz gegen die Bischöfe erhoben werden, lassen uns ungläubig zurück. Katholikos Karekin II. hat in seinem Gebetsaufruf von haltlosen Anschuldigungen gesprochen und die Verhaftung als nicht rechtmäßig bezeichnet. Mit großer Verwunderung haben wir auch von verschiedenen moralischen Verfehlungen erfahren, die Ministerpräsident Paschinjan den Bischöfe Armeniens und Katholikos Karekin II. an erster Stelle vorwirft.
Wir sehen mit Besorgnis eine Verrohung der Sprache, die immer mehr Spaltung in eine Gesellschaft treibt. Wir erachten Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte als grundlegend für eine gute Zukunft Armeniens und seiner Bevölkerung. Das Land ist ohnehin schon mit großen Herausforderungen konfrontiert. Wir denken nur an die vielen aus Berg-Karabach Geflohenen, die sich nun in Armenien eine neue Existenz aufbauen müssen, und an all jene Armenier, die sich immer noch in Haft in Aserbaidschan befinden. Armenien braucht deshalb dringend Einheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Wir appellieren in diesem Zusammenhang auch an die internationale Staatengemeinschaft, die Entwicklungen in Armenien mit wachem Auge zu verfolgen und die Achtung der Menschenrechte – insbesondere der Religionsfreiheit – aktiv einzufordern.
Die Armenisch-apostolische Kirche ist seit Jahrhunderten ein tragender Pfeiler der armenischen Identität und ein Garant für geistliche, soziale und kulturelle Stabilität – besonders in Krisenzeiten wie nach der Vertreibung der armenischen Bevölkerung aus Berg-Karabach im Jahr 2023. In Verbundenheit mit unseren armenischen Schwestern und Brüdern beten wir um Gerechtigkeit, Versöhnung und den Schutz der Kirche in Armenien.