"Gemeinsame Verantwortung für die Schöpfung"
Die Kirchen in Österreich machen ab 1. September wieder auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam. Bis zum 4. Oktober, dem Fest des Heiligen Franziskus und offiziellen Ende der fünfwöchigen "Schöpfungszeit", finden österreichweit themenbezogene Veranstaltungen und Gottesdienste statt. Der traditionelle Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) findet am Freitag, 5. September, um 16 Uhr in der Wiener Jesuitenkirche (Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 1, 1010 Wien) statt und steht unter dem Motto "Gemeinsame Verantwortung für die Schöpfung". Inhaltlich geht es um die vor zehn Jahren veröffentlichte Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus.
Zu dem ökumenischen Gottesdienst lädt der ÖRKÖ gemeinsam mit den Umweltbeauftragten der Katholischen und Evangelischen Kirche Österreichs sowie den "Religions for Future" ein. Vorstehen werden dem Gottesdienst der Wiener katholische Weihbischof Stephan Turnovszky, die methodistische Pastorin Esther Handschin und der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura.
Am 18. Juni 2015 veröffentlichte Papst Franziskus die Enzyklika "Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus". Mit dem Lehrschreiben - datiert ist es auf den 24. Mai 2015 - wandte sich das heuer am Ostermontag verstorbene Kirchenoberhaupt nicht nur an die Gläubigen, sondern an "alle Menschen guten Willens". Die Enzyklika thematisiert die aktuellen ökologischen und sozialen Krisen in großer Deutlichkeit und fordert eine ganzheitliche Ökologie, die Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und Spiritualität zusammen denkt.
Laudato si wurde weltweit beachtet, politisch wie religiös diskutiert und hat zahlreiche Prozesse in Kirche, Zivilgesellschaft und Politik angestoßen. Der Begriff der "ökologischen Umkehr" ist seither zu einem Leitmotiv kirchlicher Umweltarbeit geworden. Papst Franziskus hatte in seinem Schreiben dafür plädiert - konkret für eine "kulturelle Revolution" im Umgang mit Natur und Mitmenschen, die sich nicht in technischen Lösungen erschöpfen dürfe, sondern auf innerer Umkehr und einer neuen Lebensweise beruhe.
Schöpfungszeit bis 4. Oktober
Seit 2015 ist der ökumenisch begangene "Schöpfungstag" am 1. September offiziell als "Weltgebetstag für die Schöpfung" im katholischen Kalender eingetragen. Bereits 1989 hatte der damalige Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Dimitrios I., "die ganze orthodoxe und christliche Welt" eingeladen, am 1. September "zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung". Diese Initiative wurde 1992 von der gesamten orthodoxen Kirche begrüßt und übernommen, katholische und evangelische Ortskirchen folgten.
2007 weitete die dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) dies aus und empfahl, "dass der Zeitraum zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober dem Gebet für den Schutz der Schöpfung und der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils gewidmet wird, um den Klimawandel aufzuhalten".
Als besondere kirchliche Mahner für mehr Schöpfungsverantwortung gelten Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios I., der Nachfolger von Dimitrios auf dem Patriarchensitz in Konstantinopel. Nicht zufällig hat Franziskus in seiner Umwelt- und Sozial-Enzyklika Laudato si den "grünen Patriarchen" als Vorbild hervorgehoben.