Linz: Bischof Scheuer und Pro Oriente luden zu ökumenischem Empfang
Auch wenn es in der Ökumene derzeit keine großen Sprünge gibt, gilt es doch, beharrlich auf allen Ebenen weiterzugehen und im Bemühen und noch mehr Kircheneinheit nicht nachzulassen. Das war der Tenor des heurigen Ökumene-Empfangs des Linzer Bischofs Manfred Scheuer und der Linzer Pro Oriente-Sektion. Bei der Veranstaltung im Linzer Bischofshaus am Dienstagabend wurde in den Wortmeldungen und Gesprächen deutlich, dass es durchaus immer wieder kleine Fortschritte in den ökumenischen Beziehungen zu verzeichnen gibt.
Bischof Scheuer und Pro Oriente-Obmann Josef Pühringer konnten zum Empfang zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Katholischen, Evangelischen, Rumänisch-, Serbisch- und Griechisch-orthodoxe Kirche begrüßen, weiters aus der Altkatholischen und Methodistischen Kirche sowie aus der Ukrainisch-katholischen Kirche.
"Ökumene macht jede Kirche für sich und alle Kirchen zusammen stärker", zeigte sich Pühringer überzeugt. Die Ökumene in Oberösterreich sei eine Ökumene der kleinen Schritte, doch man sei in Bewegung und gehe vertrauensvoll immer stärker aufeinander zu. Pro Oriente wolle dabei durchaus auch eine Art "Tempomacher" sein. Pühringer erinnerte in seinem Grußwort an eine Aussage von Papst Franziskus (2013-2025), der dazu aufrief, sich nicht von der Angst lähmen zu lassen, sondern sich zu öffnen und gemeinsam zu gehen, zu beten und zusammenzuarbeiten.
Auch Papst Leo XIV. habe sich bereits mehrmals ausdrücklich zur Ökumene bekannt. Erst vor wenigen Tagen habe er etwa einer Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, die sich zum Hochfest Peter und Paul im Vatikan aufhielt, seinen unbedingten Willen zur vollen Kircheneinheit bekundet, erinnerte Pühringer.
Glaube braucht gemeinsame Basis
Bischof Scheuer benannte in seinem Grußwort einige Themen, die alle Kirchen gemeinsam betreffen würden. Das seien etwa das Verhältnis zum Staat, zu anderen Religionen oder wie dem zunehmenden Antisemitismus begegnet werden könne. Er blickte auch zurück auf eine Reise Anfang des Jahres ins Heilige Land, bei der er Teil einer Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen war. Die Christinnen und Christen im Heiligen Land bräuchten so notwendig jegliche Solidarität und Unterstützung ihrer Glaubensgeschwister, unabhängig von jeder konfessionellen Zugehörigkeit, sagte der Linzer Bischof.
Scheuer nahm auch auf das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa (Nizäa) Bezug, bei dem das christliche Glaubensbekenntnis verbindlich grundgelegt wurde. Ohne gemeinsamen Glauben gäbe es keine gemeinsame Basis für die Kirchen, so Scheuer.
Schließlich sprach der Bischof auch die Geschichte der Bauernkriege in Oberösterreich an, die vor 400 Jahren ihren Höhepunkt erreichten. Wenn diese geschichtlichen Ereignisse heuer verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit stehen, dann dürfe es eben gerade nicht nur um ein Erinnern gehen, sondern um eine Heilung der Erinnerung, mahnte Scheuer.
Aus der Geschichte lernen
Auch der evangelische Superintendent Gerold Lehner rief dazu auf, aus der Geschichte zu lernen. Gerade aus der Geschichte der Bauernkriege hätten die Katholische und Evangelische Kirche viele bittere Lektionen zu lernen, wenn es darum ging, mit Gewalt eigene Interessen durchzusetzen.
Lehner würdigte weiters die gute Ökumene in Oberösterreich, nicht ohne aber auch darauf hinzuweisen, dass er in der katholischen Kirche mitunter durchaus auch noch andere - weniger Ökumene-freundliche - Positionen orte.
Der Superintendent warnte mit Blick auf die Evangelische Kirche vor der Gefahr, sich zu sehr in Struktur- und Finanzdebatten zu verlieren und dabei die Nachfolge Jesu ein wenig aus den Augen zu verlieren. Das gelte freilich genauso für die Katholische Kirche.
Einsatz für Frieden und Dialog
Pro Oriente-Präsident Clemens Koja zeigte sich in seinen Ausführungen überzeugt: "Ökumenisches Engagement ist nicht 'out'. Es ist - gerade in der aktuellen Weltlage - in hohem Maße notwendig, auf allen Ebenen, und es ist ein wichtiger Dienst am Frieden, den die Welt so dringend braucht." In diesem Sinne wolle sich auch Pro Oriente noch stärker einbringen. Koja erinnerte etwa an die jüngste Regionalkonferenz des Projekts "Healing of Wounded Memories", das im März in Litauen stattfand und Theologinnen und Theologen aus verschiedensten Ländern, darunter Russland, Weißrussland und die Ukraine, zusammenbrachte.
Koja verwies zudem auf die jüngste internationale ökumenische Nicäa-Konferenz in Rom, bei der Pro Oriente zwei Panels verantwortete und in deren Rahmen die Teilnehmenden auch von Papst Leo in Audienz empfangen wurden. Allen Beteiligten sei bewusst gewesen, dass die Arbeit an ökumenisch relevanten Themen eine große Bedeutung für das Zusammenleben von Christinnen und Christen aus unterschiedlichen Kirchen in der Welt heute habe - und dass es trotz aller Spannungen und Probleme auch eine neue Dynamik in der Ökumene gebe.
Selbst wenn es noch lange dauern sollte, bis eine volle sichtbare Einheit der Christinnen und Christen da sein wird, sei dies kein Grund, im Einsatz für dieses Ziel, nachzulassen. Im Gegenteil, so Koja: Es gebe Anzeichen für "neuen Schwung, neuen Wind, mit dem wir auf dem Weg zur Einheit weitersegeln können".
Erfahrungen aus Pfarren
Verantwortliche aus den Pfarren Gmunden und Wels brachen im Anschluss an die Grußworte die Ökumene auf die Basis herunter. Der evangelische Pfarrer Norbert Fieten und die katholische Pfarrgemeinderätin Regina Sodnikar berichteten über zahlreiche ökumenische Aktivitäten in Gmunden, sei es im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen, bei Advent-Initiativen oder beim Weltgebetstag der Frauen. Der Welser evangelische Pfarrer Roland Werneck brachte u.a. die Erfahrungen der ökumenisch geprägten Gefängnisseelsorge, des Religionsunterrichts oder von regelmäßigen Friedensgebeten in Wels ein.
Grundlage der Ökumene seien stets die persönlichen Beziehungen, zeigten sich die Vortragenden überzeugt. Ökumene sei nicht nur ein Zusatz zu den übrigen kirchlichen Aktivitäten, sondern brauche im kirchlichen Alltag einen entsprechenden Raum. "Ökumene macht uns auch im Alltag stärker", sagten übereinstimmend alle Vertreterinnen und Vertreter aus den Pfarren. Moderiert wurde der Empfang vom Linzer Pro Oriente-Generalsekretär Florian Wegscheider und von Gudrun Becker, der Ökumene-Beauftragten der Diözese Linz.
Quelle: kathpress