Hunderte bei Friedensgebet in Wien nach Anschlag auf Kirche in Damaskus
Viele hundert Christinnen und Christen aus verschiedenen Kirchen haben am Mittwochabend in Wien für die Opfer und Angehörigen des Terroranschlags in Damaskus vor zehn Tagen gebetet. Zu dem Gedenken hatte die Wiener antiochenisch-orthodoxe Gemeinde St. Petrus und Paulus geladen. Aus Deutschland war der auch für Österreich zuständige Metropolit Isaak (Barakat) angereist, um an dem Gebet teilzunehmen. Der Gottesdienst fand in der Augustinerkirche statt. Im Anschluss an den zogen die Teilnehmenden mit Kerzen durch die Wiener Innenstadt zum Stephansplatz.
Metropolit Isaak stand dem Gottesdienst vor. Gekommen waren u.a. der katholische Weihbischof Franz Scharl und der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Gabriel, die Gruß- und Solidaritätsadressen an die Teilnehmenden richteten. Neben orthodoxen Christen nahmen vor allem viele Christen der Syrisch-orthodoxen, Assyrischen, Koptischen, Melkitischen und Maronitischen Kirche teil.
"Wir stehen heute zusammen - zehn Tage nach dem terroristischen Anschlag, der unsere Liebsten und Geschwister in Damaskus getroffen hat", sagte Metropolit Isaak. Die Menschen hätten sich zum Sonntagsgottesdienst in der Mar-Elias-Kirche versammelt, um für den Frieden in der Welt und das Heil ihres Landes zu beten. Der Anschlag aber habe "eine betende Gemeinde in zerrissene Körper verwandelt, deren Blut die Ikonen und Heiligen bedeckte". Er könne den Anschlag nur als Botschaft gegen jede Religion, gegen die Werte der Menschlichkeit und des gemeinsamen Zusammenlebens werten. Und er wolle allen danken, "die diese Tat verurteilt haben".
Auch wenn der Anschlag Tausende Kilometer entfernt geschehen ist, habe er doch "jeden, der davon gehört hat, tief im Herzen getroffen, unabhängig von Religion oder Konfession".
Dank für "offene Türen und Herzen"
Der antiochenisch-orthodoxe Metropolit dankte im Namen der aus Syrien Geflüchteten für die Aufnahme in Österreich, "für die offenen Türen und Herzen". Er danke allen, die helfen, hier in Österreich und in Syrien. Und der Metropolit fügte hinzu: "Wir beten für unsere Liebsten in unserer Heimat und für alle Verfolgten, Ausgegrenzten, Unterdrückten und Hungernden. Wir beten, dass der Herr unserem Volk Kraft schenkt und unseren Geschwistern, die trotz Hunger und Bedrängnis in ihrem Land ausharren." Mit ihrem Ausharren bezeugten die Christinnen und Christen vor Ort die Botschaft Christi: "Der Osten wird durch sie hell und leuchtend - ein Ort, der der Würde des Menschen gerecht wird", so der Metropolit.
Trotz aller Gewalt und Ungerechtigkeiten hielt der Metropolit fest: "Wir Christen waren und sind Menschen des Friedens und der Liebe." Und Metropolit Isaak sagte wörtlich: "Unsere Hand bleibt dem anderen weiterhin ausgestreckt - selbst wenn ihre Finger abgetrennt und sie mit Blut bedeckt ist."
Die mehr als 500 Teilnehmenden zogen von der Augustinerkirche aus zum Stephansplatz. Mit dabei waren auch Pfadfindergruppen und eine Musikkapelle. Weihbischof Scharl rief am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress zu mehr Solidarität mit den bedrängten Christinnen und Christen im Nahen Osten auf.
Eines der fünf großen altkirchlichen Patriarchate
Das Patriarchat von Antiochien, zu dem die Wiener Gemeinde St. Petrus und Paulus gehört, ist eines der fünf großen altkirchlichen Patriarchate neben Rom, Konstantinopel, Alexandria und Jerusalem. Die Gläubigen des Patriarchats feiern die byzantinische Liturgie (meist) in arabischer Sprache. Sie leben vor allem in Syrien und im Libanon. Es gibt auch Diaspora-Diözesen in den USA, in Lateinamerika und in Westeuropa. Der Sitz des Patriarchen - derzeit Johannes X. - befindet sich in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Die Angaben zu den Zahlen der Gläubigen weltweit, die dem Patriarchat zuzurechnen sind, reichen von 750.000 bis 3 Millionen.
Österreich gehört zur Metropolie von Deutschland und Mitteleuropa, die seit 2013 von Metropolit Isaak geleitet wird. Die große Mehrzahl der Gemeinden befindet sich in Deutschland, je zwei gibt es in Österreich und den Niederlanden.
Die Gemeinde St. Petrus und Paulus in Wien feiert ihre Gottesdienste derzeit in der Kapelle der katholischen Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau in der Fünfhausgasse 25 (1150 Wien). Die sonntäglichen Göttlichen Liturgien beginnen um 11 Uhr. Die zweite Gemeinde in Österreich - die St.-Georgios-Gemeinde - befindet sich in Hall in Tirol.
Quelle: kathpress