Heimische Delegation stärkte Verbindung zu Christen in Südosttürkei
Die jüngste Reise einer Delegation der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) und der Salzburger Sektion der Stiftung "Pro Oriente" in den Tur Abdin im Südosten der Türkei hat einerseits den großen spirituellen Reichtum der Syrisch-orthodoxen Kirche deutlich gemacht, zum anderen auch gezeigt, wie notwendig verstärkte ökumenische und solidarische Beziehungen zwischen den Kirchen sind. Dieses Resümee haben der Salzburger Erzabt em. Korbinian Birnbacher, der Linzer Bischofsvikar und ICO-Obmann Slawomir Dadas und der stellvertretende Obmann von "Pro Oriente"-Salzburg, Robert Luckmann, gezogen, die die Delegation leiteten.
Höhepunkt des Besuchs war die Teilnahme am Patroziniumsfest des Klosters Mor Gabriel. Der festlichen Liturgie stand der syrisch-orthodoxe Patriarch Mor Ignatius Afrem II. vor, der dieser Tage ebenfalls den Tur Abdin besuchte. Der Patriarch zeigte sich sehr erfreut über die Begegnung mit der Österreich-Delegation. Mehr als tausend Menschen nahmen an dem Fest teil. Viele Christen waren dazu aus ganz Europa in ihre alte Heimat gekommen. Auch viele syrisch-orthodoxe Gläubige aus Österreich waren dabei.
"Ich habe das Zeugnis der Syrisch-orthodoxen Kirche im Tur Abdin als besonders glaubwürdig und hoffnungsvoll erlebt", so Erzabt em. Birnbacher. Diese Solidaritätsreise und die zahlreichen Begegnungen mit Menschen, die zum Teil nach Jahrzehnten im westeuropäischen Ausland wieder in ihre angestammte Heimat zurückgekehrt sind, hätten ihm gezeigt, "dass sich eine Kirche - sofern sie sich auf die eigenen Wurzeln und Ursprünge besinnt und dabei offen bleibt für die Entwicklungen der Zeit - ohne Identitätsverlust auch über Jahrhunderte in einem nicht-christlichen Umfeld behaupten kann".
Neben den vielen Begegnungen mit Mönchen, Priestern und Bischöfen der Syrisch-orthodoxen Kirche habe ihn besonders beeindruckt, "dass die sinnenfreudig-lebendige Liturgie über die klerikale Hierarchie hinaus vor allem von Kindern und Jugendlichen sowie von Frauen geprägt ist". Die Pfarren und Klöster, die die Delegation besuchte, seien zwar klein und personell oft nur schwach ausgestattet, "aber es sind Orte, wo sich seit über mehr als tausend Jahren Glaube ereignet". Vor allem die Klöster seien "Orte der Kontinuität und des erneuten Aufbruchs, sind Zellen des lebendigen Glaubens, die generationsübergreifend anziehen und ausstrahlen".
Dankbarkeit für Besuch und Solidarität
ICO-Obmann Dadas berichtete gegenüber Kathpress von der großen Dankbarkeit der Menschen für den Besuch der Delegation, der ihnen das Gefühl gab, nicht vergessen zu sein. "Unsere regelmäßigen Besuche vermitteln ihnen, dass sie gesehen und in ihrer schwierigen Situation wahrgenommen werden", so Dadas wörtlich.
Viele Europäer hätten keine Ahnung von der Geschichte der Syrisch-orthodoxen Kirche und von ihrem kulturellen Reichtum, räumte der ICO-Obmann ein: "Der Tur Abdin lebt noch, weil es dort Menschen gibt, die in den Klöstern und Pfarren beten und versuchen, ihren aramäischen Dialekt und ihre Tradition an die nächste Generation weiterzugeben". Der Tur Abdin sei ein Gebiet des Gebetes, "ein Gebiet, das selbstbewusst an den Geist Jesu erinnert, ihn wachhält und Menschen motiviert, in Verbindung mit Jesus zu bleiben".
In dieselbe Kerbe wie Dadas schlug der stellvertretende Salzburger "Pro Oriente"-Obmann Robert Luckmann. Er zeigte sich vor allem berührt von der "großen Dankbarkeit, die wir für unseren Solidaritätsbesuch erfahren durften". Immer wieder habe man gehört: "Ihr habt uns nicht vergessen!" Die Menschen hätten bekundet, dass sie dieser Besuch gestärkt habe. Der Besuch habe auch gezeigt, wie sehr der Tur Abdin und besonders das Kloster Mor Gabriel das spirituelle und kulturelle Zentrum des syrisch-orthodoxen Christentums darstellen "und wie stark die in der Welt verstreuten Gläubigen hier verwurzelt sind".
Erfreut konnte man auch erfahren, dass die Renovierungsarbeiten an den Klöstern des Tur Abdins schon weit gediegen sind und die dortigen Sommerschulen für die syrisch-orthodoxen Jugendlichen aus der Diaspora sehr gut besucht sind. Die Jugendlichen lernen dort die aramäische Sprache und die Traditionen bzw. liturgischen Gesänge der Kirche.
Erwähnenswert sei auch die große Selbstverständlichkeit, mit der im Tur Abdin die christliche Einheit in Vielfalt gelebt wird, so Luckmann: "So konnten wir uns als Schwestern und Brüder der einen Kirche Jesu Christi erleben. Wir haben gemeinsam - ob syrisch-orthodox oder römisch-katholisch - gebetet und gemeinsam an der Feier am Tisch des Herrn teilgenommen."
Im Tur Abdin hat Prof. Hans Hollerweger, Gründer der ICO, vor rund 35 Jahren seine Arbeit für die Christen im Orient begonnen. Obwohl er seit vielen Jahren nicht mehr selbst in den Tur Abdin reisen kann, fühlen sich die Menschen dieser Gegend mit ihm immer noch sehr verbunden, so Bischofsvikar Dadas, Nachfolger von Hollerweger als ICO-Obmann. Bei so gut wie jeder Begegnung hätten sich die Menschen erkundigt, wie es denn "Father Hans" geht. "Und sie waren erfreut zu hören, dass er sich auch noch mit 95 Jahren guter Gesundheit erfreut und ihm der Tur Abdin nach wie vor ein Herzensanliegen ist."
Die Delegation aus Österreich besuchte zahlreiche Klöster und Dörfer, traf mit den beiden Erzbischöfen Philoxenus Saliba Özmen und Timotheos Samuel Aktas, ebenso mit vielen Christinnen und Christen vor Ort in den Dörfern zusammen. Die inhaltliche Leitung lag bei dem Salzburger syrisch-orthodoxen Theologen Aho Shemunkasho. Die ICO ist seit rund vier Jahrzehnten im Tur Abdin engagiert und auch die Stiftung "Pro Oriente" hält seit jeher enge Kontakte zur Syrisch-orthodoxen Kirche.
Quelle: kathpress