Papst und Ökumenischer Patriarch wollen mehr Einheit wagen

Papst Leo XIV. und der orthodoxe Patriarch Bartholomaios haben weitere Schritte auf dem Weg zur Einheit der Christen in Aussicht gestellt. Sie taten das am letzten Tag des Papstbesuchs in Istanbul nach einem byzantinischen Sonntagsgottesdienst in der orthodoxen Georgs-Kathedrale von Konstantinopel.
In der Liturgie am Sonntag hatte der Papst das Vaterunser auf Latein gesprochen. Am Ende hatten er und der Patriarch gemeinsam die am Sitz des Patriarchen anwesenden Gläubigen in lateinischer und in griechischer Sprache gesegnet. Anlass war der kirchliche Feiertag des Apostels Andreas, der von Orthodoxen als Gründerfigur der Kirche verehrt wird.
Ihre Zusagen für neue Schritte in Richtung Einheit machten die beiden Kirchenoberhäupter in Ansprachen nach dem Gottesdienst. Zunächst hielt Patriarch Bartholomaios eine Grundsatzansprache. Er erinnerte an die von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras im Jahr 1965 ausgesprochene Aufhebung des wechselseitigen Kirchenbanns von Katholiken und Orthodoxen; dieser Bann hatte im Jahr 1054 für Jahrhunderte die Kirchenspaltung zwischen Ost und West besiegelt.
Die volle Gemeinschaft im Blick
Das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen würdigte die seit 1965 erzielten theologischen Fortschritte auf dem Weg zur Einheit und erklärte, seither sei ein "Geist der Brüderlichkeit, des Vertrauens und des Verstehens" entstanden. Er ermögliche den Kirchen, "in diesem kritischen Moment der Geschichte die dornigen Themen der Vergangenheit anzugehen, um sie zu überwinden und zur Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft zu gelangen". Er bete, dass Streitfragen um das Glaubensbekenntnis und um die päpstliche Unfehlbarkeit "derart gelöst werden, dass ihr Verständnis kein Stolperstein für die Einheit unserer Kirchen mehr ist".
Papst Leo XIV. erinnerte in seiner Ansprache erneut an das gemeinsame Glaubensbekenntnis aller Christen, das im Grundsatz vor 1.700 Jahren beim Konzil von Nizäa formuliert wurde. Der im Credo bekannte Glaube verbinde die Christen "in einer echten Gemeinschaft und ermöglicht es uns, uns als Brüder und Schwestern anzuerkennen".
Papst sieht sich als Diener der Einheit
Zur Lage der Ökumene bemerkte er: "Es gibt immer noch Hindernisse, die uns daran hindern, in voller Gemeinschaft zu sein; aber wir dürfen in unserem Engagement für die Einheit nicht zurückweichen und wir dürfen nicht aufhören, uns als Brüder und Schwestern in Christus zu betrachten und uns als solche zu lieben."
Seit der Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikation im Jahr 1965 sei man auf einem "Weg der Versöhnung, des Friedens und der wachsenden Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen". Nach vielen theologischen Fortschritten gehe es "heute darum, dass wir uns verstärkt um die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft bemühen".
Zur Rolle des Papstes in der Ökumene erklärte Leo XIV., die besondere Rolle des Bischofs von Rom sei es, "auf der Ebene der Weltkirche allen zu dienen". Er persönlich sehe es als eine Priorität seines Amtes, "unter Achtung der legitimen Unterschiede die volle Gemeinschaft aller zu erreichen, die im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind".
Quelle: Kathpress
