Kirchen zum Weltkriegsende: Unbedingter Einsatz für Demokratie
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat in einer Erklärung aus Anlass des Weltkriegsendes vor 80 Jahren eindringlich zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufgerufen. Bei aller institutionalisierten Trennung zwischen Kirche und Staat in Österreich würden beide Seiten zum Wohl der Gesellschaft in vielen Bereichen sehr intensiv zusammenarbeiten, so der ÖRKÖ-Vorstand: "Dazu stehen wir und in diesem Sinne wollen wir uns auch künftig für ein demokratisches, freies, rechtsstaatliches und sicheres Österreich einsetzen, das dem Frieden im eigenen Land und weltweit verpflichtet ist."
Auf den Trümmern und Ruinen des Krieges seien in Österreich Rechtsstaat und Demokratie mit Gewaltentrennung, Grund- und Freiheitsrechten aufgebaut worden, hält der ÖRKÖ fest: "80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gedenken wir der Opfer des Krieges, der Ermordeten, Toten, der Verfolgten, Eingekerkerten, Verschleppten und Vertriebenen. In besonderer Weise gedenken wir auch der Opfer des Holocaust. Die Erinnerung an das unvorstellbare Leid des jüdischen Volkes ist für uns Christinnen und Christen zugleich verbunden mit dem schmerzlichen Eingedenken in die eigenen Verstrickungen und die damit verbundenen Schuldzusammenhänge des Antisemitismus."
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sei mit der Europäischen Gemeinschaft bzw. der Europäischen Union ein Integrationsprojekt geschaffen worden, das dem Frieden und der Freiheit diente. Seit dem Ende des Eisernen Vorhangs wurde dieses Projekt auch - teilweise - auf Osteuropa ausgeweitet. Ein nüchterner Blick auf die Geschichte der vergangenen 80 Jahre zeige freilich, dass der Friede nie selbstverständlich, sondern immer auch gefährdet war. Spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sei das Projekt aber in seinen Grundfesten erschüttert. Österreich sei keine "Insel der Seeligen".
Der ÖRKÖ-Vorstand zeigt sich sehr besorgt über zunehmend nationalistische und autoritäre Tendenzen in "zu vielen Ländern dieser Welt", einschließlich Mitgliedsstaaten der EU. Diese Entwicklung sei aber nur deshalb möglich, weil immer größere Teile der Bevölkerung das Vertrauen in die Demokratie zu verlieren scheinten. Die aktuelle Entwicklung zeige: "Es gibt keinen dauerhaften Frieden ohne Gerechtigkeit, ohne den Schutz der Menschenrechte, ohne Freiheit, ohne echte demokratische Teilhabe der Menschen und ohne die Achtung des Rechts. Dafür müssen auch die Kirchen täglich arbeiten. Die Kirchen tragen Mitverantwortung und wollen diese mit ganzer Kraft wahrnehmen."
Dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) gehören 17 Kirchen an: die Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, der Bund der Baptistengemeinden und die Neuapostolische Kirche sind "Mitglieder mit beratender Stimme", weitere Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus. (Infos: www.oekumene.at)
Quelle: kathpress