Student aus Österreich auf ökumenischer Friedensmission im Heiligen Land
Ohne das Niederreißen der israelischen Sperrmauer zu den Palästinensergebieten und ohne Begegnungsmöglichkeiten zwischen Israelis und Palästinensern wird es in der Region keinen Frieden geben. Diese Bilanz hat der 26-jährige Student Christoph Helberger nach einem dreimonatigen Friedenseinsatz im Heiligen Land gezogen. Er nahm als erster Österreicher am "Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel" (EAPPI) teil. Das Programm dient dazu, Menschen im Alltag zu begleiten und gewaltfreie Aktionen von Israelis und Palästinensern zu unterstützen sowie Übergriffe von Soldaten und Siedlern zu dokumentieren, erklärte Helberger im "Studio Omega"-Gespräch.
Helberger war die meiste Zeit über in der Ortschaft Jayyous im Westjordanland stationiert. Seit der Errichtung der Sperrmauer befinden sich rund 75 Prozent der Ackerflächen der Ortschaft jenseits der Mauer. Die Bauern müssen täglich durch Checkpoints des israelischen Militärs, um zu ihren Feldern zu gelangen. Zu Helbergers Hauptaufgaben zählte es, an Checkpoints präsent zu sein und auf einen respektvollen und gewaltfreien Umgang zu achten. Weiters gehörte es auch zum Auftrag des engagierten Studenten, Kontakte zu israelischen Friedens- und Menschenrechtsorganisationen zu pflegen.
Die Mitarbeiter von EAPPI stünden nicht einseitig hinter den Palästinensern, betonte Helberger. Man verstehe sich als neutrale Organisation, die zu einer friedlichen Konfliktlösung beitragen wolle. Auch die israelische Gesellschaft sei ein Opfer des Konflikts: "Die israelischen Bürger wünschen sich ja auch nichts mehr als ein Leben in Frieden ohne Bedrohung durch Selbstmordattentäter."
Seit dem Bau der Mauer gebe es noch weniger Kontakte zwischen Israelis und Palästinensern, kritisierte Helberger. So gebe es auf beiden Seiten kein Verständnis mehr für die Lebenswelt der jeweils anderen Seite.
Für die Palästinenser sei das Leben ohne jede Perspektive. Sie seien eingezwängt auf engsten Raum ohne Möglichkeiten zu einer wirtschaftlichen Entwicklung. Die EAPPI-Mitarbeiter versuchten ihnen das Gefühl zu geben, "dass sie in diesen schweren Zeiten nicht völlig allein und schutzlos sind", erläuterte der Student.
Initiative des Weltkirchenrats
Seit dem Jahr 2002 existiert das "Ökumenische Begleitprogramm" als Friedensprojekt des Weltkirchenrats. Mittlerweile haben mehrere hundert "Ökumenische Begleiter" aus aller Welt diesen gewaltfreien Dienst geleistet. Helberger war nun der erste Österreicher. Er wurde in einem intensiven Training auf Konfliktlösungen und den Umgang mit kritischen Situationen vorbereitet.
Die österreichische Koordination für EAPPI wird von der Diakonie Auslandshilfe, dem Internationalen Versöhnungsbund und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi gemeinsam getragen. Die Patronanz hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) inne.
Verbindungsmann zwischen ÖRKÖ und dem EAPPI-Trägerkreis in Österreich ist der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Er betont in einer auf der Website des ÖRKÖ (www.oekumene.at) veröffentlichten Stellungnahme: "Die Freiwilligen, die den gewaltigen Druck der angespannten Lage auf sich nehmen, sind Botschafter des Friedens, indem sie das Leben der Menschen punktuell erleichtern und von ihren Erfahrungen bei uns berichten." Die Entsendung von Freiwilligen habe das Ziel, "die Besatzung zu beenden und allen Menschen, die am Konflikt beteiligt sind, Frieden zu bringen".
Wie es in der Erklärung des ÖRKÖ heißt, soll nach Helberger in der zweiten Jahreshälfte eine Studentin aus der Steiermark in die Westbank entsandt werden. (ende)