Ökumene im O-Ton
"Nur wenn wir uns besinnen, werden wir auch eine Zukunft haben"
Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit (19.09.2024)
Ganz im Zeichen des konkreten Einsatzes gegen die Bodenversiegelung stand am Donnerstagabend (19. September) der diesjährige Gottesdienst zur Schöpfungszeit des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Im Rahmen des Gottesdienstes in der Christkönigskirche in Wien-Pötzleinsdorf wurden Initiativen vorgestellt, die gegen Bodenversiegelung vorgehen. Veranstalter waren neben dem Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), die Vernetzte Ökumene Wien West und die Pfarre Währing. Der Gottesdienststand unter dem Motto "Aus Wüsten Gärten machen".
Die Predigt hielt der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Er sparte nicht mit harscher Kritik an der gegenwärtigen Zerstörung der Umwelt und den gesellschaftlichen Begleiterscheinungen: "Wir erleben Wetterextreme, und wir erleben auch viel Ignoranz. Beschwichtigung oder gar Negierung des Klimawandels."
Ein Grund für Überflutungen, wie man sie zuletzt im Osten Österreichs erlebte, sei die extreme Bodenversiegelung, so der Landessuperintendent: "Wir setzen alles daran, möglichst viel Ackerfläche, Wiesen, Wald in Wüsten zu verwandeln. Wir nehmen dem Boden den Atem zum Leben und in der Folge auch den Menschen."
Hennefeld weiter wörtlich: "Wir bringen mit unserem Lebensstil, unserem Wohlstand, auf den wir so stolz sind, diese Erde an den Rand des Abgrunds, wollen das aber nicht wahrhaben." Das Verhalten der Menschen erinnere ihn an den Pharao in der Bibel, der die Hebräer nicht ziehen lassen wollte: "Gott lässt eine Menge Plagen über das Land Ägypten und die Menschen kommen, aber der Pharao zeigt sich lange unbeeindruckt. Benehmen wir uns nicht wie der Pharao, dessen Herz Gott versteinert hat. (...) Wir wollen nicht sehen, nicht erkennen, was wir durch unseren Lebensstil anrichten, wollen weiterleben wie bisher, obwohl die Warnsignale eines drohenden Kollapses unübersehbar sind."
Politiker würden lieber eine Täter-Opfer-Umkehr betreiben: "Nicht die Politik, Wirtschaft, und wir mit unserem Konsumwahn sind das Problem, sondern die Klimakleber, die zu Terroristen hochstilisiert werden." Man könne über Methoden und Aktionen der Letzten Generation streiten, "aber diese Leute haben gewarnt, dass wir an der eigenen Vernichtung arbeiten, haben moderate Forderungen gestellt wie ein Klimaschutzgesetz und Tempo 100 auf der Autobahn, keine revolutionären Ideen, aber für die Politik schon zu viel. Lieber mit großen Autos auf neuen Autobahnen und Schnellstraßen Gärten in Wüsten verwandeln."
Hennefeld ortet in Gier und Trägheit die Grundübel für die uneinsichtige weitere Zerstörung der Umwelt. Vieles geschehe, "weil es einfach bequem ist", und vieles "aus Gier, nicht genug bekommen zu können". Hennefeld: "Wir können nicht genug Boden versiegeln, Häuser bauen und damit auch spekulieren, und die Folgen werden negiert oder klein-geredet und die Mahner werden kriminalisiert oder verlacht."
Nur wenn sich der Mensch besinnt und der Natur wieder mehr Raum schenkt, "werden wir auch eine Zukunft haben", so Hennefeld in seiner Predigt weiter. Im Mahnen zur Umkehr wie auch dazu, selbst ein Beispiel für einen anderen Lebensstil zu geben, dürfe es kein Nachlassen geben, mahnte er schließlich ein: "Gott möge unsere müden Hände stärken und unsere wankenden Knie festmachen und wir mögen den Ruf Gottes hören: Seid unverzagt. Lasst euch nicht abhalten von eurer prophetischen Kritik wie auch von guten Ideen zur Gestaltung einer gedeihlichen Zukunft."
Dem Gottesdienst standen neben Hennefeld die altkatholische Bischöfin Maria Kubin, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin, die lutherische Pfarrerin Barbara Heyse-Schaefer, der serbisch-orthodoxe Priester Jovan Govedarica und der katholische Pfarrer und Dechant Arkadiusz Zakreta vor.
Konkrete Grün-Projekte
Silvia Nossek, Bezirksvorsteherin von Wien-Währing, berichtete im Rahmen des Gottesdienstes von Bemühungen im Bezirk, die Grünflächen und den Baumbestand deutlich zu erhöhen und gegen die Bodenversiegelung vorzugehen. Sie zitierte in ihren Ausführungen auch aus der jüngsten Erklärung des ÖRKÖ: "Jede Leugnung des Klimawandels, aber auch jeder Fatalismus ist fehl am Platz." Nur der Mensch habe es in der Hand, der Klimakatastrophe noch etwas entgegenzusetzen. Die Politik müsse mutiger als bisher Klimaschutzmaßnahmen setzen, es brauche freilich ein gesamtgesellschaftliches Umdenken. Nossek wies auch auf die Bemühungen hin, die neu entstandenen Grünflächen als Orte der Begegnung zu gestalten und zu beleben. Sie sprach von "Gärten des Miteinanders", es brauche eine neue "Kultur des Teilens".
Pfarrerin Heyse-Schaefer stellte das Projekt Gartenpolylog vor. Gemeinschaftsgärten werden angelegt und gemeinsam bewirtschaftet. U. a. werden in diesem Rahmen auch Integrationsprojekte durchgeführt. Hinter dem Projekt steht der gleichnamige Verein Gartenpolylog. (Infos: www.gartenpolylog.org)
Die Kollekte beim Gottesdienst war für das ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024 bestimmt: Der Ökumenische Rat unterstützt heuer ein Entwicklungsprogramm der "Geschwisterlichen Vereinigung der Gläubigen von Dori" ("Union Fraternelle Des Croyants", UFC) in Burkina Faso in Afrika. In der Sahelzone von Burkina Faso sorgen Christen und Muslime gemeinsam für eine gesunde Ernährung. Nachhaltige Landwirtschaft, Aufforstung und verschiedene Techniken der Wassergewinnung gehören zum Entwicklungskonzept.
>> Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld im Wortlaut zum Download
Ökumene im O-Ton
"Nur wenn wir uns besinnen, werden wir auch eine Zukunft haben"
Die Predigt von Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit (19.09.2024)
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER