ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 1962 ist auch für Stimmen aus anderen christlichen Kirchen und auch aus anderen Religionsgemeinschaften Anlass für Würdigungen der damals initiierten katholischen Aufbrüche. In der Zeitschrift "theologie aktuell" der Theologischen Kurse (Heft 4/Jg. 2021/22) äußerten sich anlässlich des Jubiläums der evangelische Altbischof Michael Bünker, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der reformierte Theologe Prof. Ulrich Körtner, die Direktorin der evangelischen Diakonie, Maria Katharina Moser, der Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, und die Leiterin des Schulamts der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Carla Amina Baghajati.
"Das Konzil beweist: Kirchenreform ist möglich!", schrieb Altbischof Bünker. Aus evangelischer Sicht sei besonders bedeutsam, dass sich mit dem Konzil die römisch-katholische Kirche für die Ökumene geöffnet habe. Die Anerkennung der Taufe und der "Elemente des Heils" in den anderen Kirchen stelle einen Öffnungsschritt zum Miteinander der Kirchen dar, der in Österreich etwa durch den Konzilsteilnehmer Kardinal Franz König umgesetzt worden sei. Es gebe hierzulande eine beispielhafte Regelung von konfessionsverbindenden ("ökumenischen") Trauungen, ein Meilenstein sei das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich von 2013.
Unbefriedigend ist für Bünker allerdings, "dass es in den konfessionsverbindenden Ehen und Familien nach wie vor keine Möglichkeit gibt, gemeinsam die Eucharistie zu feiern". Und auch die Frage, wie die von allen angestrebte Einheit der Kirchen zu verstehen ist, sei nach wie vor offen. Bünker weiter: "Öffnung und Erneuerung werden dringend gebraucht. Ängstliches Festhalten am Hergekommenen hilft nicht weiter. Evangelische sollen keine Reformationsnostalgie betreiben und Katholische keine Konzilsnostalgie, aber beide können aus ihren Traditionen lernen, mutig und fröhlich das Evangelium zu bezeugen."
Arsenios: Nun "Dialog auf Augenhöhe"
Das Konzil habe entscheidende Impulse für die Ökumene gesetzt, "ja es hat den Dialog auf Augenhöhe überhaupt erst eröffnet", blickte Metropolit Arsenios auf das Konzil zurück: "So kam frischer Wind und neue Bewegung in das Miteinander und in der Folge zu wichtigen Etappen des Dialogs und der Annäherung." In vielen Bereichen würden die Kirchen bereits heute Hand in Hand arbeiten und in Fragen von Umwelt, Menschenwürde oder sozialer Gerechtigkeit gemeinsam auftreten.
Aus orthodoxer Sicht bedauerlich sei aber, "dass es scheint, als sei in der Liturgiereform der Sinn für das Mysterium abhanden gekommen". Und der Metropolit ortet auch einen Stimmungswandel in der katholischen Schwesterkirche: Der Begeisterung und Freude, die das Konzil damals auslöste, scheine angesichts zahlreicher Krisen vielerorts Ernüchterung oder gar Ratlosigkeit gewichen zu sein. Ähnliches könne auch für die ökumenische Bewegung gelten, die laut Arsenios "momentan ins Stocken geraten zu sein scheint". Wichtig sei, ökumenisch-geschwisterliches Miteinander nicht nur von offizieller Seite oder von Schreibtischen aus zu fordern, sondern auf allen Ebenen zu leben.
Mit großem Interesse verfolge er zudem die Bemühungen der Katholischen Kirche um stärkere synodale Strukturen, so Arsenios weiter: "Es wird sicher notwendig sein, mehr auf den Heiligen Geist zu vertrauen, was bisweilen auch mit dem Verzicht auf bestimmte Privilegien einhergehen kann, zugunsten einer tiefgreifenden, 'apostolischen' Erneuerung, die sich auf das Klerus und Laien gemeinsame Bewusstsein gründet, den einen Leib Christi zu bilden."
Ökumenische Öffnung ohne Fortsetzung
Theologieprofessor Körtner erinnerte an die Einbeziehung evangelischer Theologen in die damaligen Konzilsberatungen - für ihn als reformierten Christen neben den Dokumenten ein Signal für die Öffnung zur Ökumene. Zugleich habe das Konzil vor 60 Jahren von den Kirchen der Reformation als kirchlichen Gemeinschaften gesprochen, die zwar nach katholischem Verständnis nicht Kirchen im eigentlichen Sinne seien, wohl aber Elemente des Kircheseins enthielten. Das hätten damals viele als ersten Schritt der Annäherung verstanden, so Körtner. Heute müsse man feststellen, dass die katholische Kirche über diese damalige Position nicht hinausgelangt sei "und dass alle bisherigen ökumenischen Dialoge in den Kernfragen des Dissenses - Amtsverständnis, Abendmahlslehre (Eucharistie) - keine substantiellen Fortschritte gebracht hat."
Diakoniedirektorin Moser nannte die Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" und deren programmatische Einleitung als bleibend wertvoll: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände." Dies lenke den Blick der römisch-katholischen Kirche von rein binnenkirchlichen Fragen auf die Menschen, ihr Leben und auch ihre Probleme. Was beim ökumenischen Aufbruch noch nicht eingelöst sei - Frauenordination und gemeinsames Abendmahl - schmerze, so Moser.
Exklusivitätsanspruch relativiert
Ein zentraler Punkt des Konzils ist für Buddhisten-Vertreter Weißgrab, dass in der Konzilserklärung "Nostra aetate" der Exklusivitätsanspruch als einzig richtige Religion relativiert worden sei. In diesem Text gestehe man den nicht-abrahamitischen Religionen, also auch dem Buddhismus, "zumindest einen Strahl jener Wahrheit zu, wenn schon nicht die ganze". Das sei "ein sehr wichtiger erster Schritt, der in seiner wahren Konsequenz nicht hoch genug bewertet werden kann", so Weißgrab. "Und es wurde dadurch überhaupt erst die Möglichkeit eines konstruktiven Dialogs eröffnet."
Auch Amina Baghajati würdigte mit Blick auf "Nostra aetate" die Offenheit und Bereitschaft, "das Gemeinsame in den Blick zu nehmen und das zu fördern, was zur Gemeinschaft untereinander führt". Wenn sie die Konzilstexte lese, "vermittelt sich mir sehr viel an Aufbruchsstimmung und Mut, die Kirche zukunftsfähig zu gestalten", so die muslimische Theologin. Dieser Konzilsgeist werde auch heute gebraucht: "Die Herausforderungen sind heute mindestens so groß wie damals. Und in unserer globalisierten Welt ist die friedliche interreligiöse Kooperation noch wichtiger geworden, für die das Konzil damals die Weichen gestellt hat."
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.