ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat am Dienstagabend zum traditionellen Ökumene-Empfang ins Salzburger Kardinal Schwarzenberg-Haus geladen. Inhaltlich stand der Empfang unter dem Generalthema eine "ökumenischen Ethik", also dem Bemühen um gemeinsame ethische Positionen und Begründungen zu zentralen Herausforderungen der Gegenwart. Erzbischof Lackner zeigte sich in seinem Grußwort überzeugt, dass eine transzendente Fundierung im Bereich der Ethik etwas leisten könne, wozu andere nicht fähig seien. Das lasse sich etwa am Begriff der Menschenwürde zeigen. Denn "es macht einen Unterschied, ob Menschenwürde diskurstheoretisch, vertragstheoretisch oder eben theologisch im Gedanken der Gottebenbildlichkeit fundiert wird", betonte Lackner.
Diesen fundierenden Zusammenhang zwischen christlicher Religion und dem Gedanken der Menschenwürde wieder neu ins Bewusstsein zu rufen, sei eine der zentralen ökumenischen Herausforderungen der kommenden Zeit, betonte der Erzbischof. Dazu brauche es aber einen guten ökumenischen Austausch, so Lackner. Zugleich räumte er ein: "Nicht immer ist es uns gelungen, in ethischen Fragen eine gemeinsame Position zu erarbeiten."
Walser: Konfliktfelder "ökumenischer Ethik"
Die Salzburger Moraltheologin Prof. Angelika Walser ging in ihrem Festvortrag auf drei kontroverse Konfliktfelder "ökumenischer Ethik" ein: den assistierten Suizid, die verbrauchende Embryonenforschung und die Frage nach dem Umgang mit homosexuellen Partnerschaften. Sie verwies u.a. darauf, dass sich in Deutschland einige protestantische Theologinnen und Theologen dafür ausgesprochen hatten, den assistierten professionellen Suizid im Namen der Selbstbestimmung und als Ausdruck einer Gewissensentscheidung zumindest in Ausnahmefällen zu enttabuisieren und ihn auch in christlichen Hospizen zu ermöglichen.
Vergleiche man diese Gedanken mit dem Schreiben "Samaritanus Bonus" der katholischen Glaubenskongregation vom Juli 2020, in dem u.a. Euthanasie, Tötung auf Verlangen und auch assistierter Suizid als "in sich schlechte Handlungen" kategorisch abgelehnt werden, dann "fragt man sich unweigerlich, ob das Projekt einer 'ökumenischen Ethik' nicht für alle Zeiten zum Scheitern verurteilt ist".
Doch gebe es im Blick auf Freiheit und Selbstbestimmung trotzdem noch unzählige Punkte, die nach wie vor Ausdruck eines christlichen Konsenses seien; u.a. die Sorge um die besondere Verletzlichkeit von sterbenden Menschen; die Forderung an den Staat, den intrinsischen Wert des Lebens und seine Würde nicht aus den Augen zu verlieren; die Angst vor mentalen Dammbrüchen und vor wachsendem sozialem Druck; die Forderung, auf therapeutischen Übereifer am Ende des Lebens zu verzichten; die Forderung nach einem Ausbau der palliativen Versorgung, die längst nicht so weit gediehen ist wie sie sein sollte. Aber es bleibe trotzdem ehrlicherweise auch festzuhalten, "dass das Selbstbestimmungsparadigma am Lebensbeginn und Lebensende die christlichen Konfessionen derzeit eher trennt als eint", so Walsers Befund.
Deutliche Differenzen gebe es auch hinsichtlich der verbrauchenden Embryonenforschung. Die katholische Seite neige im Zweifel stärker zu einer Orientierung an ethischen Grundsätzen, "um den Anfängen zu wehren und die Schwachen zu schützen". Die evangelische Seite neige dagegen zu einer größeren Zurückhaltung, um Raum für persönliche Gewissensentscheidung zu schaffen und den Erfordernissen der Praxis Rechnung zu tragen, wie Walser unter Verweis auf ein Dokument einer katholischen-evangelischen Arbeitsgruppe in Deutschland aus dem Jahr 2017 erläuterte.
Leiblichkeit und Sexualität
Im Blick auf die Bewertung homosexueller Partnerschaften richtete Walser in Richtung Katholischer Kirche die Anfrage, ob es "wirklich im Sinne der Verkündigung von Gottes Liebe zu allen Menschen ist, wenn homosexuelle Paare weiterhin Paare zweiter Klasse bleiben oder gar ihre homosexuelle Orientierung und Beziehungen ausgerechnet vor Christen und Christinnen verstecken müssen?"
Leiblichkeit und mit ihr Sexualität sei Teil der "guten Schöpfung Gottes", so Walser: "Sie ist Teil der Identität einer jeden Person und vollzieht sich in Reifungsprozessen in den verschiedenen Phasen des Lebens. Natürlich ist ihr humaner Vollzug grundsätzlich ein berechtigtes ethisches Anliegen, doch stellt sich die Frage, inwiefern es nicht ausreichen würde, es bei einigen klaren Pfeilern wie der Betonung der Menschenwürde und der Absage an sexuelle Gewalt zu belassen."
In Richtung der Evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich stellte die Theologin die kritische Frage nach deren seelsorglicher Praxis, wonach es jeder Gemeinde freisteht, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen oder auch nicht. Zwar verstehe sie die Beweggründe der Evangelischen Synode dahinter, weil man lokale Spaltungen verhindern wolle, "doch entweder respektiert man, dass homosexuelle Handlungen Ausdruck von Liebe und Treue sein können oder eben nicht".
Im Blick auf die drei genannten ethischen Konfliktfelder mahnte Prof. Walser in ihrem Vortrag auch noch ein deutlicheres Engagement orthodoxer Theologen ein. "Ich hoffe hier sehr auf die wachsende Generation junger orthodoxer Theologinnen und Theologen." Im Bereich der Schöpfungsverantwortung sei dies bereits der Fall.
Praxis ist entscheidend
Diversität in ethischen Fragen sei, so Walser abschließend, grundsätzlich legitim, "solange das Festhalten an der Würde der einzelnen Person in ihrer leiblich-seelischen Vulnerabilität ein gemeinsames christliches Fundament bildet, das nicht nur nach außen hin einzumahnen ist, sondern auch nach innen von den christlichen Kirchen selbst vorgelebt werden muss". Ein Blick auf die Praxis Jesu und seiner Option für die Armen unterstreiche dieses gemeinsame Fundament.
Theologische Antworten auf den Vortrag Walsers kamen vom evangelischen Superintendenten Olivier Dantine und dem Wiener rumänisch-orthodoxen Theologen Prof. Ioan Moga.
Vor dem Ökumenischen Empfang tagte die Salzburger Sektion der Stiftung Pro Oriente. Dabei ehrte Erzbischof Lackner Monika Kallista, ehemalige Leiterin der Abteilung für Kultur, Gesellschaft, Generationen des Amtes der Salzburger Landesregierung, für ihre langjährigen Verdienste in der Sektion.
Der Ökumenische Empfang findet jedes Jahr anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner) statt und wird von Pro Oriente-Salzburg organisiert. Heuer wurde der Empfang coronabedingt verschoben.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.