ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Wiener anglikanische Pfarrer Kanonikus Patrick Curran mahnt zu mehr ökumenischer Zusammenarbeit in Österreich. In der neuen Folge des Podcasts "Wer glaubt, wird selig" wünscht sich Curran u.a. eine einheitliche kirchliche Position in Fragen des Schutzes des Lebens vom Beginn bis zum Ende und gemeinsame Projekte der Kirchen, mit denen sie in die Gesellschaft hinein wirken. Curran ist seit vielen Jahren Mitglied des Vorstands des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) und steht seit dem Jahr 2000 der anglikanischen Gemeinschaft in Österreich vor.
Die Zahl der anglikanischen Gläubigen bezeichnete Curran mit rund 2.000, wobei die Kerngemeinde bzw. Gottesdienstgemeinde freilich wesentlich kleiner sei. Das anglikanische Gemeindeleben beschränkt sich weitgehend auf Wien, früher habe es auch noch eine Gottesdienstelle in Klagenfurt gegeben, so Curran; historisch bedingt, da Kärnten nach dem Zweiten Weltkrieg britische Besatzungszone war. Bis heute gibt es am Commonwealth Kriegsfriedhof in Klagenfurt Gedenkfeiern. Dieser Friedhof ist der einzige Commonwealth Soldatenfriedhof in Österreich. Er beherbergt Kriegstote des Zweiten Weltkriegs aus den Commonwealth-Staaten sowie aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und befindet sich im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf. Eine Gedenkfeier an Remembrance Day wird am 11. November am Vormittag am Friedhof stattfinden. Pfarrer Curran wird der Feier vorstehen.
Wie Curran im Podcast betonte, habe er früher in der Ökumene in Österreich eine Aufbruchsstimmung erlebt. "Die gibt es zurzeit nicht. Wir müssen wieder Projekte finden, an denen wir gemeinsam für die Kirchen und die Gesellschaft arbeiten", mahnte der Kanonikus. Er verwies als Beispiel auf das ökumenische Sozialwort der Kirchen aus dem Jahr 2003. An dessen Erstellung war Curran Anfang der 2000er-Jahre schon eingebunden. Er bedauere es zudem sehr, so Curran, dass die Kirche bei Themen des Lebensschutzes nicht mit einer Stimme sprechen könnten. Das schwäche die Kirchen wie auch die Gesellschaft und berge die Gefahr in sich, dass die Kirchen gegeneinander ausgespielt werden.
Die Anglikanische Kirche in Österreich wurde im 19. Jahrhundert als Botschaftskirche gegründet und auch jetzt noch steht sie in Verbindung mit der britischen Botschaft. Die anglikanische Gemeinde mit ihrer Kirche ("Christ Church") in Wien-Landstraße gehört zur "Diocese in Europe". Bischof Robert Innes hat seinen Amtssitz in Brüssel.
Wenig glücklich zeigte sich der Kanonikus Curran über den Brexit. Kritik an der EU sei durchaus angebracht, der Austritt Großbritanniens sei aber sowohl für Großbritannien als auch für die Europäische Union ein großer Verlust, zeigte er sich überzeugt.
80 Millionen Anglikaner weltweit
Die Zahl der Anglikaner weltweit bezifferte Curran mit rund 80 Millionen, sehr stark sei die Kirche u.a. in Nigeria: "Der durchschnittliche Anglikaner heute ist weiblich, schwarz und 30 Jahre alt." Die Anglikanische Kirche sei eine Weltgemeinschaft von unabhängigen Landeskirchen, mit viel Konfliktpotenzial in der jüngeren Vergangenheit. Ehrenoberhaupt der Kirche ist der jeweilige Erzbischof von Canterbury, der die Bischöfe aus aller Welt alle zehn Jahre zur sogenannten Lambeth-Konferenz lädt, dem höchsten Gremium der Kirche. Die jüngste Lambeth-Konferenz fand diesen Sommer in Canterbury statt. Von den rund 800 anglikanischen Bischöfen seien aber gleich 200 der Einladung nicht gefolgt, bedauerte Curran. Unstimmigkeiten zwischen den Kirchen bestünden vor allem im Bereich der Sexualmoral, wo man auf keinen gemeinsamen Nenner komme.
Zur Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zur Katholischen Kirche erläuterte Curran, dass die Anglikaner vieles behalten, vieles aber auch reformiert hätten. Als 1529 unter dem englischen König Heinrich VIII. Streitigkeiten zwischen dem englischen Thron und dem Papst in Rom über die Rechtmäßigkeit der königlichen Ehen aufkamen, erklärten die Bischöfe Englands am 11. Februar 1531, dass sie in Heinrich und nicht im Papst das Oberhaupt der englischen Kirche sahen, womit sich die englische Kirche von Rom lossagte. Schon damals wurde in den Gottesdiensten die Muttersprache eingeführt, dazu kam die Reichung des Abendmahls auch an Laien immer in den zwei Gestalten von Brot und Wein sowie die Erlaubnis für die Priester zu heiraten.
Schon während der Reformationszeit sei es auch möglich geworden, dass Bischöfe heiraten können. Ende des 20. Jahrhunderts sei dann - zuerst in Nordamerika - die Frauenordination eingeführt worden, Anfang des 21. Jahrhunderts sei schließlich auch das Bischofsamt für Frauen geöffnet worden.
In der Frage, ob Frauen auch zu Bischöfinnen geweiht werden können, habe man in der Anglikanischen Kirche in England lange gerungen, berichtete Curran. In drei kirchlichen Kammern, jener der Bischöfe, der Geistlichen und der Laien, habe es für eine Änderung der Bestimmungen eine Zweidrittel-Mehrheit gebraucht. Bei der entscheidenden Abstimmung sei diese aber ausgerechnet bei den Laien verfehlt worden. Daraufhin habe das britische Parlament der Kirche die Rute ins Fenster gestellt und angedroht, die Sache selbst zu entscheiden. Nach einem dreijährigen kircheninternen Konsultationsprozess habe man schließlich die Öffnung des Bischofsamtes auch für Frauen durchgebracht.
Damit sei auch schon die weltliche Seite der Anglikanischen Kirche angesprochen, so Kanonikus Curran. Die englische Königin bzw. der König sind das weltliche Oberregent (supreme governor) der Kirche. Königin oder König üben ihr Amt freilich durch das Parlament aus. So hat dieses etwa bei der Bestellung von Bischöfen Mitspracherecht.
Die Struktur der Gottesdienste ähnle sehr dem römisch-katholischen Ritus, allerdings liege inhaltlich die Betonung stärker auf der Barmherzigkeit Gottes, so Curran weiter. Hier habe die reformatorische Lehre in der Anglikanischen Kirche stärker durchgeschlagen, "dass man sich die Gnade Gottes und das Heil nicht durch Leistung erwerben kann". Curran verwies in diesem Zusammenhang kritisch auf den Ablass in der Katholischen Kirche und ortete hier noch einigen ökumenischen Gesprächsbedarf.
"Laien sind der Humus der Kirche"
Patrick Curran lebt und wirkt seit 2000 in Österreich. Der Sohn einer deutschen Mutter wurde 1956 in Hamburg geboren, wuchs allerdings in Kanada auf. Er verbrachte als älterer Jugendlicher wieder einige Zeit in Deutschland, bevor er in Kanada zu studieren begann. In jungen Jahren Atheist, fand Curran während seines Studiums zurück zum Glauben, hatte aber keine geistliche Laufbahn im Sinn: "Ich wollte als Laie die Kirche unterstützen. Priester wollte ich nicht werden." Und er sei auch überzeugt, so Curran, "dass die Laien der Humus der Kirche sind. Ohne Laien, die Verantwortung übernehmen, steht die Kirche sehr schwach da".
Schließlich kam es doch anderes. Nach einem Berufungserlebnis schlug Curran die Priesterlaufbahn ein, studierte in England Theologie und wurde zum Priester geweiht. Curran ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter und mittlerweile auch Enkelkinder.
Der von der ökumenischen Radioagentur Studio Omega produzierte Religionspodcast "Wer glaubt, wird selig" ist auf der Website der katholischen Kirche in Österreich (www.katholisch.at), auf www.studio-omega.at, auf https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify abrufbar.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.