ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Kirchen, Zivilgesellschaft sowie von Armut betroffene Menschen fühlen sich von politischen Entscheidungen ausgeschlossen; die Zuhörbereitschaft von Seiten der Politik hat abgenommen: Zu diesem Fazit kamen Caritas-Präsident Michael Landau und der designierte Bischof der evangelischen Kirche A.B, Michael Chalupka, am Freitag bei der Abschlussdiskussion der diesjährigen Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster. Als Negativbeispiele nannten sie zwei brisante politische Entscheidungen der letzten Monate, wie Mindestsicherung und die neue Karfreitags-Regelung. Reinhold Mitterlehner, Vizekanzler a.D, forderte die Kirchen im Gegenzug dazu auf, keine Konflikte zu scheuen und "klaren Positionen" zu beziehen.
Landau und Chalupka diskutierte gemeinsam mit Reinhold Mitterlehner, dem früheren Bundesparteiobmann der ÖVP und dem Sozialwissenschaftler Prof. Josef Weidenholzer (SPÖ), der für acht Jahre dem Europäischen Parlament angehört hat. Die traditionsreiche dreitägige Sommerakademie in dem oberösterreichischen Benediktinerstift stand heuer unter dem Generalthema "Die gespaltene Gesellschaft".
Landau gegen Neidgesellschaft
Alleinerziehende, Schwerkranke, Pflegende und von Armut betroffene Menschen würden von der Politik immer weniger gehört werden, kritisierte Landau in seinem Statement in Kremsmünster. Der Caritas-Präsident forderte die Politiker dazu auf "die richtigen Debatten" zu führen und keine Neidgesellschaft zu schüren. Dazu gehöre laut Landau, dass man nicht "über 0,9 Prozent der gesamten Sozialleistungen" diskutiere, denn die Mindestsicherung würde nur den kleinsten Teil des Sozialbudgets ausmachen, aber vor allem Menschen betreffen, die "sich nicht wehren können". Der Fokus der Politik sollte sich auf Themen wie leistbares Wohnen, Verteilungsgerechtigkeit und Arbeit konzentrieren, forderte Landau.
Gleichzeitig unterstrich Landau, dass es keine "christliche Politik" gebe, sondern nur eine Politik aus "christlicher Verantwortung" heraus. Das Evangelium sei keine Verteidigungslektüre und auch die Caritas gehöre keiner Partei an. Sie sei "nicht schwarz, türkis, rot, blau, grün oder pink, sondern Kirche". Die Aufgabe der Caritas und der Kirchen seien unter jeder Bundesregierung gleich und orientiere sich ganz am Leben und an den Sorgen der Menschen.
Bezüglich des Tagungsthemas - "Die gespaltene Gesellschaft" - meinte Landau, dass selbst gesellschaftliche Widersprüche einen positiven Effekt haben könnten. In Österreich habe man die Mittel, den Mut und die Fähigkeiten die Zukunft positiv zu gestalten. "Angst schadet nur Menschen und unserem Land", betonte Landau abschließend.
Chalupka: Gläubige Menschen hören
Die politische Entscheidung zum Karfreitag, der seit Februar dieses Jahres ein "persönlicher Feiertag" ist, habe gezeigt, wie schnell Kirchen ihre Rechte verlieren könnten. Für Chalupka gehe es dabei weniger um die "Kaste der Kirchen-Funktionäre", sondern um gläubige Menschen, die durch die Karfreitagsentscheidung nicht ernst genommen wurden.
Der designierte Bischof der evangelischen Kirche A.B. forderte von den Kirchen aber mehr Selbstkritik. So hätten diese beim Thema Umweltschutz vergessen "Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung miteinander zu verbinden". Die aktuelle "Fridays for Future"-Bewegung zeige nun vor, "wie man es besser machen kann", stellte Chalupka fest.
Kritisch merkte der ehemalige Direktor der Diakonie an, dass Kirchen als Teil der Zivilgesellschaft kaum noch Möglichkeiten hätten, sich aktiv in politische Entscheidungen einzubringen. Caritas wie auch Diakonie hätten durch ihre Arbeit als Hilfsorganisationen zwar die Expertise, würden aber immer weniger gehört und im schlimmsten Fall sogar diffamiert. In dieser Situation sei es wichtig zu unterstreichen, dass Politik mehr sei als einzelne Politiker. Jeder könne etwas zur "Gestaltung der Gesellschaft beitragen", zeigte sich Chalupka überzeugt, denn das politische Handeln müsse man als Bürger nicht der Bundesregierung überlassen.
Mitterlehner warnt vor autoritärer Demokratie
Österreich bewege sich von einer liberalen hin zu einer autoritären Demokratie, warnte Mitterlehner. Die aktuelle "Symbolpolitik" des Landes, "die nicht zuhört, sondern sich auf Themen wie Migration oder Flucht versteift", verdeutliche diesen Zustand, meinte der Ex-Vizekanzler. Der politische Dialog gehe zurück und die "integrative Ausrichtung" des politischen Diskurses nehme ab. Als Lösung nannte Mitterlehner eine "partizipative Demokratie", die die Pluralität und Integration anderer Meinungen fördere.
Einen wichtigen Beitrag zur Demokratie könnten die Kirchen leisten. Diese sollten weder Konflikte noch klare Stellung gegenüber der Regierung scheuen, forderte Mitterlehner. Überall dort, wo Grundwerte, Ethik und gesellschaftliche Konflikte von Seiten einer Regierung angesprochen oder gar verursacht werden, müssten die Kirchen handeln. Dies sei vor allem in einer Zeit des Rechtsdrucks von Nöten, so der Autor des 2019 erschienenen Buches "Haltung".
"Klare Stimme" der Kirchen vorhanden
Eine andere Wahrnehmung der Situation hatte indes der Sozialwissenschaftler Josef Weidenholzer. So gebe es auf Österreichebene durchaus "eine sehr klare Stimme" der Kirchen. Das ehemalige Mitglied des Europäischen Parlaments warf aber ein, dass die Inszenierung der Parteien dazu führe, dass die Stimme der Kirchen immer weniger gehört werden würden. In diesem Fall seien "vernünftige Stimmen beinahe kontraproduktiv" geworden, konstatierte Weidenholzer.
Gleichzeitig sei "Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich", so die Wahrnehmung des emeritierten Professors für Gesellschafts- und Sozialpolitik der Johannes Kepler Universität Linz. Ungleichheit werde zementiert oder gar zelebriert. Und auch mit der Wahrheit halte man es "nicht mehr so genau", meinte Weidenholzer, der von sozialen und politischen Stimmungen wie in den 1930er-Jahre sprach. Er appellierte in der Podiumsdiskussion an Kirche und Politik, wieder an einem gemeinsamen Verständnis von "Anstand und Menschenrechte" zu arbeiten.
Liebesgebot überwindet Spaltung
Rechtspopulismus spaltet die Gesellschaft auch und speziell in Österreich. Das betonte der Bibelwissenschaftler Gerd Theißen in seinem Vortrag zuvor am Freitagvormittag bei der Sommerakademie in Kremsmünster. Das besondere Moment der europäischen Kultur sei deren Fähigkeit Konflikte anzuerkennen und nach Regeln zu bewältigen. Diese Fähigkeit dürfte nicht verloren gehen, warnte der emeritierte Professor für Neutestamentliche Theologie an der Universität Heidelbeg.
Als Gefahr für die Konfliktfähigkeit der Gesellschaft betrachtete Theißen das Auseinanderdriften der Gesellschaft. So würde die Gleichwertigkeit der Menschen angezweifelt - selbst in der eigenen Gemeinschaft. Die Anerkennung von Fremden außerhalb der eigenen Gemeinschaft habe laut Theißen nur dann eine Chance, wenn es eine "erlebte Gleichwertigkeit der Menschen in der eigenen Gemeinschaft" gebe. In Hinblick auf Österreich bedeute das, dass man der aufflammenden Fremdenfeindlichkeit nur mit Chancengleichheit und Fairness im eigenen Land begegnen könne, erläuterte Theißen.
Schon die Bibel kannte den Konflikt zwischen "dem Eigenen und dem Fremden", betonte der Theologe. Die biblische Lösung der Misere sei die universale Nächstenliebe, deren Basis wiederum das Gebot der Liebe sei, das in der Bibel sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament betont werde. Liebe sei das höchste Gebot, "um das zu verstehen braucht man keine Exegese", so Theißen wörtlich.
Biblische Impulse, die die christlichen Grundwerte der Liebe und Freiheit aufzeigen, könnten in einem nächsten Schritt zur Öffnung gegenüber Fremden motivieren und "Spaltungen verhindern", zeigte sich Theißen überzeugt. Abschließend verlas der Theologe als Anregung ein Menschenrechtsbekenntnis nach Vorbild des Glaubensbekenntnisses. Dieses könne auch im Rahmen von Gottesdiensten an die universale Würde der Menschen erinnern.
Ökumenischer Gottesdienst
Der feierliche Schlusspunkt der bereits 21. Sommerakademie war Freitagmittag ein ökumenischer Wortgottesdienst in der Stiftskirche Kremsmünster, dem der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) vorstand.
Die Ökumenische Sommerakademie ist eine Veranstaltung der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, des Evangelischen Bildungswerks Oberösterreich, der Kirchenzeitung der Diözese Linz, des Stifts Kremsmünster, der Religionsabteilungen des ORF in Fernsehen und Radio und des Landes Oberösterreich. Alle Vorträge der dreitägigen Tagung werden auf der Website der Diözese Linz (https://www.dioezese-linz.at/oekumenische-sommerakademie-kremsmuenster) zum Nachhören zur Verfügung gestellt. Die nächste 22. Ökumenische Sommerakademie findet von 15. bis 17. Juli 2020 und laut Veranstalter zum Thema "Selbstoptimierung" statt.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.