ÖRKÖ-spendenprojekt 2023
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2023 blicken wir wieder einmal nach Mittelamerika. Der ÖRKÖ unterstützt von Gewalt betroffene Frauen in Guatemala
Die Erfahrung von Freundschaft sei eine der ganz wesentlichen Bedingungen für die Ermöglichung von Vertrauen. Und dieses brauche es in der Gesellschaft wie in der Ökumene. Das war eine der zentralen Botschaften der abschließenden Podiumsdiskussion der Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster. Das Podium am Freitag bestritten Bischof Manfred Scheuer und der orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic). Der evangelische Superintendent Gerold Lehner war kurzfristig erkrankt und verhindert. Die bereits 23. Sommerakademie stand heuer unter dem Generalthema "Gesellschaft ohne Vertrauen. Risse im Fundament des Zusammenlebens".
Bischof Scheuer hob in der Diskussion u.a. die Generationengerechtigkeit hervor, an der sich die Glaubwürdigkeit der Kirche zu messen habe. Die Kirche schulde den jungen Menschen die Möglichkeit, das eigene Leben in die Hand nehmen zu können, ihnen dabei zu helfen, Selbstvertrauen aufzubauen und eine gute Verankerung im Leben zu finden. "Ermächtigung zum Leben und Mut zum Sein" brauche es vor allem auch in Krisenzeiten, wie man sie gegenwärtig vorfindet, so der Bischof. Die Erfahrungen von Freundschaften seien dabei ein Ur-Ort der Erfahrung von Gnade. Freundschaften seien auch das, was sich junge Menschen in der Regel an erster Stelle für ihr Leben wünschten und erhofften.
Er sei persönlich auch sehr dankbar für die vielen Freunde, die er in den Geschwisterkirchen habe, sagte Bischof Scheuer weiter. Das Lernen voneinander werde als Bereicherung und nicht als Gefahr für die eigene Identität verstanden. In diese Kerbe schlug auch Bischof Cilerdzic: Im persönlichen Dialog könne man sich von der Aufrichtigkeit des anderen überzeugen und werde selbst bereichert. Das gelte nicht nur für die orthodox-katholischen, sondern ebenso für die orthodox-evangelischen Beziehungen.
Die Orthodoxie habe im ökumenischen Dialog auch gelernt, aus dem innerkirchlichen Bereich herauszutreten und sich verstärkt ethischen, wirtschaftlichen, politischen oder sozialen Fragen zuzuwenden. Der Bischof bestätigte zwar, dass der im Verlauf der Sommerakademie mehrmals festgestellte Vertrauensverlust in die katholische Kirche in der orthodoxen Kirche nicht in gleichem Maße festzustellen sei, dennoch klopfe die Säkularisierung auch bereits an die Tür der Orthodoxie. "Und hier sind die Erfahrungen der westlichen Kirchen für uns sicher von großem Wert", zeigte sich der Bischof überzeugt. Bischof Cilerdzic räumte ein, dass sich manche orthodoxe Kirche nicht auf den ökumenischen Dialog einlassen wolle. - Für ihn freilich "völlig unverständlich".
"Liebe ist nichts für Feiglinge"
Eröffnet wurde der Freitag bei der Sommerakademie von der deutschen Ordensfrau Melanie Wolfers. Sie sprach vom "schönen Wagnis, jemandem zu vertrauen". Vertrauen sei ein "gewagter Brückenschlag zu anderen Menschen", so die Salvatorianerin. Und mit anderen Worten: "Vertrauen ist wie das Gehen über eine Brücke, die gerade erst - Schritt für Schritt - gebaut wird." Dies gelte sowohl für zwischenmenschliche Beziehungen als auch für die Beziehung zu Gott.
Wolfers sprach vom Spannungsverhältnis zwischen Angst und Vertrauen und welche Hinweise die christliche Spiritualität biete, damit Angst nicht übermächtig wird. Vertrauen können sich nur jedenfalls langsam aufbauen, in keiner anderen Situation sei der Mensch so verletzlich, als wenn er vertraue und liebe, so Wolfers. Nachsatz: "Liebe ist nichts für Feiglinge."
Ökumenischer Gottesdienst
Abgeschlossen wurde die Sommerakademie wieder mit dem traditionellen ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche. Der Linzer Generalvikar Severin Lederhilger unterstrich dabei in seiner Predigt u.a., dass zum "Prinzip Vertrauen" auch das "Prinzip Entscheidung" dazugehöre. Er zitierte in diesem Zusammenhang den Grazer emeritierten Bischof Egon Kapellari, der einst betont hatte, dass man sich aus dem "Zwielicht" eines bequemen "Jein" herausbewegen müsse, wozu es aber einen festen Grund brauche, "auf den wir uns verlassen können, der uns Sicherheit schenkt und auch das nötige Wagnis auf Unbekanntes ermöglicht".
Vertrauen - sowohl jenes, das man schenkt als auch geschenkt bekommt - sei "wie ein Lebenselixier". Wenn es fehle, "gerät die Existenz von Menschen und ihren Gemeinschaften aus dem Gleichgewicht". Die Sprachwurzel des hebräischen Wortes "Amen" bedeute sowohl Treue, Sich-Anvertrauen, Sich-auf-etwas-Stellen, aber auch Festigkeit, guter Boden und Grund. Im Wort "Amen" sei präzis zusammengefasst, was Glauben im christlichen Sinne heiße: "Dass sich ein Mensch auf einen festen Grund stellt, der gerade deshalb trägt, weil er ihn nicht selbst gemacht" Dieser feste Grund sei für die Christen Jesus Christus.
Die 23. Ökumenische Sommerakademie im Stift Kremsmünster wurde wieder von der Katholischen Privatuniversität Linz, dem Evangelischen Bildungswerk Oberösterreich, der Kirchenzeitung der Diözese Linz, dem Land Oberösterreich, dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich, dem ORF und dem Stift getragen.
ÖRKÖ-spendenprojekt 2023
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2023 blicken wir wieder einmal nach Mittelamerika. Der ÖRKÖ unterstützt von Gewalt betroffene Frauen in Guatemala
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
Severin Schreiber Gasse 3, A-1180 Wien
Tel: +43 - 59 - 151700 204
FAX: +43 - 59 - 151700-550
E-Mail: oerkoe@kirchen.at
Bankverbindung:
Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien,
IBAN: AT873200000007479157,
BIC: RLNWATWW
Ökumene im O-Ton
"Der Karfreitag macht die Solidarität Gottes mit den Opfern deutlich"
ÖRKÖ-TV-Gottesdienst in der Gebetswoche 2023
"Black lives matter" - Stellvertretend für die globale, farbenfrohe Gemeinschaft aller christlichen Kirchen feierten am Sonntag, 22. Jänner 2023, Vertreterinnen und Vertreter des ÖRKÖ im katholischen Pfarrzentrum St. Franziskus im oberösterreichischen Wels gemeinsam mit den Gläubigen und Verantwortlichen der Gemeinde Gottesdienst.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.